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Butler: Diskretion ist oberstes Gebot

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

"Man sieht sehr viel": Verschwiegenheit und Organisationstalent sind gefragt.


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Wien. Seine Arbeitskleidung ist der Frack, und auch die Zeitung bügelt er für die Gäste auf Wunsch, damit die Druckerschwärze keine Flecken auf der Kleidung hinterlässt. Ins Klischee des älteren Herrn, das man wohl mit dem Beruf Butler verbindet, passt Thomas Haftner jedoch nicht. Der 30-Jährige ist seit sieben Jahren Chefbutler im Wiener Hotel Imperial, das den Gästen in den Suiten einen kostenlosen Butler-Service zur Verfügung stellt.

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Chefbutler Thomas Haftner bügelt für die Suiten-Gäste im Hotel Imperial auf Wunsch die Zeitung, damit sie nicht abfärbt.
© Foto: Hotel Imperial

In seinem Beruf ist Organisationstalent gefragt: "Schon vor der Ankunft kontaktiere ich die Gäste, um herauszufinden, ob ich ihnen in einem Restaurant einen Tisch reservieren kann oder ob sie spezielle Marken-Getränke auf dem Zimmer haben möchten."

Die Suite wird nach Wunsch vorbereitet - manche (prominente) Gäste bevorzugen einen abgedunkelten Raum, bei anderen muss ein Fitnessgerät im Zimmer stehen. "Und dann lasse ich mich überraschen, was kommt." Bei der Ankunft packt Haftner das Gepäck aus und bügelt Kleidungsstücke. Auch Einkaufsbummel oder Sightseeing mit den Gästen gehören zu seinen Aufgaben.

Die Arbeit sei abwechslungsreich, und man lerne viele bekannte Persönlichkeiten kennen, beschreibt der gelernte Restaurantfachmann und Koch die Vorteile seines Jobs. Das Gefühl, zu dienen, hatte er "kein einziges Mal" in seiner bisherigen Laufbahn.

Hauspersonal beschäftigen "kommt wieder in Mode"

Für den Beruf des Butlers oder persönlichen Assistenten ist Diskretion Pflicht. "Man sieht sehr viel und braucht Einfühlungsvermögen", sagt Haftner. Eine elitäre Butler-Schule in London, den Niederlanden oder den USA hat er nicht besucht, sondern er lernte vom früheren Chefbutler im Luxushotel, der eine Stelle in einem Privathaushalt annahm.

"Klassische" Butler wie im Hotel Imperial gibt es nur wenige in Österreich. In gehobenen Haushalten arbeiten sie meist im privaten Gewand. Nur bei Abendveranstaltungen oder wenn Besuch kommt, wird der feine Zwirn herausgeholt.

Der Stellenmarkt für Butler ist klein: 80 bis 100 Butler und persönliche Assistenten arbeiten in Österreich, schätzt Claudia Schlegel, Chefin des Wiener Trainingsinstituts für Haushaltskräfte "Missperfect". In gehobenen Haushalten und bei Industriellen aus dem Ausland sind die guten Geister zu finden, die oft Tag und Nacht für ihren Dienstgeber da sind. "Es kommt wieder in Mode, dass man sich einen Personal Assistant leistet", sagt Schlegel.

Arbeitszeiten oft schwer mit eigener Familie vereinbar

"Die Grenzen zwischen Butler und persönlichen Assistenten verschwimmen", sagt Haftner. Ein Personal Assistant managt das Hauspersonal vom Koch über das Kindermädchen bis zum Chauffeur und organisiert Veranstaltungen, Urlaube oder Umbauten am Anwesen. Gibt es kein weiteres Hauspersonal, sitzt er auch selbst hinter dem Steuer.

Das Gehalt eines Personal Assistants fängt laut Schlegel bei 5000 Euro brutto monatlich an. Dafür muss man mit prekären Situationen - etwa, wenn Unmengen an Essen nach einem Buffet weggeworfen werden - umgehen können. Mit einer Familie lassen sich beide Berufe nur schwer vereinbaren: In manchen Haushalten wird 14 Tage durchgearbeitet, dann sind 14 Tage frei. Verfügen die "Herrschaften" über mehrere Wohnsitze, muss das Personal auch ins Ausland mitreisen.

Nicht jeder eignet sich zum Personal Assistant, sagt Schlegel: "Man muss sich dem Dienstgeber unterordnen können." In der Ausbildung zum Hauswirtschafter mit Zusatzmodul "Personal Assistant" am bfi Wien steht etwa Wäschewaschen, Bügeln sowie Reinigen von Möbeln am Lehrplan.

Absolventin Margit Bernold hat wenige Monate nach Abschluss eine Stelle in einem gehobenen Privathaushalt gefunden. Sie arbeitet für 20 Stunden pro Woche und ist für die Garderobe ihrer "Herrschaften" zuständig: Dazu zählt waschen, bügeln, den Kleiderschrank ordnen und vor dem Urlaub die Wäsche vorbereiten. Weil das Fitnessstudio, in dem sie arbeitete, zusperrte, wagte sie den Wechsel in eine andere Branche. Den Entschluss hat sie bisher nicht bereut: "Ich kann mir vorstellen, den Beruf bis zur Pension auszuüben."

Die Ausbildung Hauswirtschafter mit
Zusatzmodul "Personal Assistant" am bfi Wien mit Missperfect startet am
8. April 2013, Anmeldung auf www.bfi-wien.at