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Calafatti muss jetzt endgültig gehen

Von Barbara Ottawa

Politik

Calafatti GmbH mit Verbindung zum Bauskandal um Pratervorplatz 2008.


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Wien. Die Liliputbahn hat im Prater sicher schon viel miterlebt und gestern wurde das Programm zum 85. Geburtstag präsentiert. Aber gleich zwei große Pleiten rund um den Vergnügungspark innerhalb von nur fünf Jahren, das ist wahrscheinlich auch der beliebten Schmalspurbahn noch nicht untergekommen.

Wie jetzt bekannt wurde, hat vergangene Woche ein Gläubiger für die "Calafatti Marketing- und Betriebs Nfg GmbH & Co KG" (Calafatti GmbH) beim Handelsgericht Wien Konkurs eingereicht. "Ein erster Bericht sollte in den nächsten Wochen vorliegen", bestätigte eine Sprecherin des Kreditschutzverbandes im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Die Calafatti GmbH war einer der größten Pächter am Riesenradplatz, wo sie auch ihren Firmensitz hat. Unter der angegebenen Telefonnummer war jedoch gestern "der gewünschte Teilnehmer nicht erreichbar".

Bereits mit Juni 2012 hatte die Prater Service GmbH, eine Tochterfirma der Stadt Wien, den Mietvertrag mit der Calafatti GmbH beendet. SPÖ-Stadtrat Christian Oxonitsch bestätigte gegenüber der "Wiener Zeitung", dass der Mietvertrag "auf Grund von Außenständen" gekündigt worden war. Die Sprecherin der Prater Service GmbH gab an, dass der Vertrag "ein paar Betriebsstätten umfasste, die jetzt leer stehen". Die vollständige Räumung war auf Grund einer eingeräumten Nachfrist erst im März 2013 erfolgt. Für zwei ausgeschriebene Objekte seien bereits Nachmieter gefunden. Und auch für ein drittes gebe es Interessenten, so Oxonitsch. Konkret geht es unter anderem um die Riesenradlounge "Waggon 31", das Eiscafé "Eismehr" und das 5D-Kino "Miraculum". Laut Website der Prater Service GmbH sind alle "derzeit wegen Umbauarbeiten geschlossen". Der Internetauftritt der Calafatti GmbH auf "www.riesenradplatz.at" ist größtenteils gar nicht oder nur mehr über die englische Version zugänglich.

"Nullsummenspiel" erwartet

Die Höhe der Forderungen der Prater Service GmbH gegenüber der Calafatti GmbH wurde aus dem Büro Oxonitsch mit "rund 2,3 Millionen Euro" bestätigt. Allerdings gehe man "von einem Nullsummenspiel für die Stadt Wien" aus, da den Außenständen eine noch fällige Investitionsablöse gegenüberstehe, die gerade von Sachverständigen bewertet wird. "Nach derzeitigem Stand kann davon ausgegangen werden, dass sich die Höhe der Ablöse in etwa mit der Höhe der Außenstände deckt", so das SPÖ-Büro in einem schriftlichen Statement auf Anfrage der "Wiener Zeitung".

Für ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb ist es unverständlich, wie die Stadt Wien "dem Gleichen, der beim Umbau des Pratervorplatzes 2008 der Stadt Wien und vielen Gläubigern viel Geld gekostet hat, wieder beauftragen konnte". Sie spielt dabei auf den Konkurs der Gesellschaft Explore 5D an, die neben anderen Firmen als Subunternehmer beauftragt worden war. In weiterer Folge kam es zum Verfahren und zu drei Misstrauensanträgen der Opposition gegen die damalige Vizebürgermeisterin Grete Laska, die im März 2009 "aus persönlichen Gründen" zurücktrat.

Die Baukosten des Projektes hatten sich beinahe verdoppelt und der Stadtregierung wurde Fehlverhalten bei der Auftragsvergabe vorgeworfen. Im August 2008 wurde von den Gläubigern der Ausgleich von Explore 5D zu 40 Prozent angenommen. Oppositionsparteien und Kritiker sprachen damals von einem Naheverhältnis Laskas und Bürgermeister Michael Häupls zum Geschäftsführer der Explore 5D, Gerhard Frank - das jedoch dementiert wurde.

ÖVP Wien will Aufklärung

Ein weiterer Geschäftsführer der Firma war Martin Valtiner, der auch bei der "Calafatti Marketing- und Betriebs GmbH" bis 2008 als Geschäftsführer gemeldet war. Nach einer Umstrukturierung ist ihr Nachfolgeunternehmen seit 2009 deshalb das "Nfg" in der Firmenbezeichnung, jene Gesellschaft, für die nun Konkurs angemeldet wurde. Laut Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist einer der Gesellschafter die Firma "Valtiner & Partner".

Das Büro Oxonitsch hielt dazu fest, dass die Calafatti GmbH, anders als die Explore 5D, keine Baugesellschaft sondern ein Mieter war, der anfangs auch gezahlt habe. Aber Leeb will die Sache genauer untersucht wissen: "Wir sind dabei, eine schriftliche Anfrage zu formulieren und werden alles daransetzen hier aufzuklären." Sie spricht von einem "geschlossenen System" in Wien, das durch die langjährige Regierung der SPÖ entstanden sei. "Das Dramatische ist, dass solche Skandale keine Konsequenzen haben - es geht hurtig weiter."

Wie es mit der Calafatti GmbH weitergeht, wird sich weisen. Als letzter noch aktiver Geschäftsführer ist Alexander Koller gemeldet. Er hat über die Eder-Grubner-Koller OEG auch einen Anteil am Zauberberg Semmering. Die Stadt Wien ist nicht der einzige Gläubiger der Calafatti GmbH.

Aber vielleicht ist sie ja noch einen Calafati-Schilling wert, die ehemalige Währung im Wiener Prater, die mit Einführung des Euro ausgedient hatte.

Die Liliputbahn "schnauft unterdessen noch immer", so eine Aussendung zum Geburtstagsprogramm im September - wahrscheinlich auch wegen der "fröhlichen Urständ’", die im Prater anscheinend gefeiert werden.