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Cameron drängt Putin zum Einlenken in Syrien

Von WZ-Korrespondent Peter Nonnenmacher

Europaarchiv

Russischer Präsident zu Blitzbesuch bei Olympischen Spielen in London.


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London. Als "überwiegend privaten Besuch" betrachtete Moskau den gestrigen Blitztrip Vladimir Putins an die Themse. Der russische Staatspräsident, der Sport liebt und ja selbst einmal ein Judo-Champion in seiner Heimat war, wollte sich die Aktion bei den Olympischen Spielen in London nicht entgehen lassen und ließ sich einen Platz bei den Judo-Wettkämpfen reservieren. Vorher erklärte er sich bereit, schnell mal dem britischen Premierminister David Cameron in Downing Street seine Aufwartung zu machen.

Für die britischen Gastgeber war es ein etwas delikates Zusammentreffen. Natürlich suchte Regierungschef Cameron dem Gast den kurzen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Er erklärte sich sogar bereit, ihn in die Judo-Halle zu begleiten - solange beide "nur als Zuschauer, nicht als Teilnehmer" dorthin gingen.

Vorab sollten aber auch ein paar strittige Themen besprochen werden. Vor allem wollte Cameron Putin dazu drängen, in Sachen Syrien westlichen Vorstellungen entgegenzukommen - und nicht länger zusammen mit China neue UNO-Beschlüsse zu blockieren.

Sehr viel näher kamen sich die beiden Politiker in dieser Frage allerdings nicht. Letztlich, räumte Cameron ein, gehe man noch immer von sehr unterschiedlichen Positionen aus - wiewohl Einigkeit darüber herrsche, "dass wir beide ein Ende dieses Konflikts und ein stabiles Syrien sehen wollen". Im Übrigen seien wachsender Handel, Sicherheit und Zusammenarbeit im Energiesektor besprochen worden. Sein Dialog mit Putin, meinte Cameron, sei offen, konstruktiv und ernst gewesen.

Dass es zu diesem Dialog überhaupt gekommen war, wurde in London schon einmal positiv bewertet. Denn gereizt - um nicht zu sagen: angespannt - ist das Verhältnis zwischen Russland und Großbritannien lange genug gewesen.

Die radioaktive Vergiftung des Exil-Russen Alexander Litvinenko in London im Jahr 2006 hat die bilateralen Beziehungen nachhaltig belastet. Moskau hat sich bis heute geweigert, den Hauptverdächtigen, den Ex-Agenten Andrej Lugovoi, nach England auszuliefern. Auch bei anderen Verfahren mangelt es an Zusammenarbeit. Dazu gehört der Fall des russischen Bankers German Gorbuntsow, der im März dieses Jahres vor seiner Wohnung im Londoner Finanzdistrikt niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden war.

Die russische Seite wiederum ärgert, dass so viele wohlhabende Russen sich in London nieder gelassen haben und Putin von London aus mit ihrer Kritik verfolgen. Von diesen Kritikern wie von vielen Außenpolitikern des Foreign Office wird Putin als Politiker mit gefährlichen autoritären Tendenzen eingestuft.