Der leitende Geschäftsführer der News Corporation könnte bedingt durch den britischen Telefon-Abhörskandal zum Chef des Medienunternehmens avancieren.
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Der Abhörskandal rund um die britische Zeitung "News of the World" hat dem Medien-Tycoon Rupert Murdoch und seinem Imperium News Corporation heftig zugesetzt. So sehr, dass mancher Medienanalyst vermutet, der 80-Jährige könnte als Chef des Unternehmens zurücktreten, allein schon, um die Wogen zu glätten.
Natürlicher Nachfolger wäre in diesem Fall sein Sohn James. Doch der Vize-Geschäftsführer des Konzerns läuft Gefahr, von der Justiz wegen der Telefon-Abhörpraktiken der zur News Corporation gehörigen und mittlerweile eingestellten "News of the World" belangt zu werden.
Und so taucht immer häufiger ein anderer Name auf, wenn es darum geht, wer künftig das Medien-Imperium leiten wird: Chase Carey. Der Mann mit dem markanten Schnauzbart ist Präsident, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und leitender Geschäftsführer der News Corporation.
Die Funktionenhäufung des geradlinigen New Yorkers kommt nicht von ungefähr. Carey kann auf eine ansehnliche berufliche Bilanz verweisen. Er brachte den amerikanischen Fox-Sender (der im Eigentum der News Corporation steht) auf Vordermann. Als Geschäftsführer des Unternehmens schuf er den später erfolgreichen Sportkanal Fox Sports und den Nachrichtenkanal FoxNews, der zum republikanischen Referenzmedium schlechthin avancierte. Als Geschäftsführer von DirectTV brachte er den Fernsehsatellitenbetreiber wieder in die Schwarzen Zahlen.
Menschen, die mit ihm zu tun haben, beschreiben den 57-Jährigen, der in seiner Studienzeit in Harvard der Rugbymannschaft der Eliteuniversität angehörte, als ruppig, hart, aber auch aufrecht und geradlinig.
Bei den Aktionären steht Carey, der bei der News Corporation im vergangenen Jahr 26 Millionen Dollar verdiente, hoch im Kurs; auch deshalb, weil er als Bremse für Murdochs Spekulationslust gilt. Im Fall von Fox ging der Plan des Tycoons zwar auf; beim Kauf von Myspace endete er aber in einem Desaster mit einem Verlust von 375 Millionen Euro.
Carey ist diese Woche nach London geflogen, um wieder Ruhe in den englischen Tochterkonzern des Unternehmens zu bringen. Angeblich hat er gemeinsam mit Murdoch entschieden, auf die Übernahme von British Sky Broadcasting zu verzichten, die wegen Monopol-Gefahr heftig umstritten war. Erst als die Entscheidung gefällt war, soll James Murdoch zu den Beratungen hinzugezogen worden sein.
Trotz dieses Vertrauensbeweises und seiner Erfolgsbilanz hat Carey aber einen entscheidenden Nachteil: Er heißt nicht Murdoch. Nachdem James Murdoch mit seinen 38 Jahren aber als noch nicht reif für die Führung gilt, könnte Carey vorerst die Konzernleitung übernehmen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Hände eines Murdochs zu legen.