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CarSharing ordert 50 neue Autos und sucht Stellplätze in Wien

Von Christoph Rella

Politik

Nach Übernahme durch Zipcar hofft der Verleiher auf 10.000 Neukunden.


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Wien. Sie sind klein, wendig und mit 2,50 Euro pro Stunde auch erschwinglich. Die Rede ist von den 200 Stundenmietautos des österreichisch-schweizerischen CarSharing-Dienstleisters Denzel Mobility, der ihren Kunden Mietwagen zur Bewältigung kurzer Strecken im Innerstadtbereich anbietet. Geht es nach dem neuen Eigentümer, dem US-Mietwagenriesen Zipcar, soll das Kontingent in Österreich - und hier insbesondere in Wien - ab September kräftig aufgestockt und das Stellplätzeangebot ausgebaut werden.

"Unsere Strategie sieht vor, die Zahl der Fahrzeuge in Wien von derzeit 100 auf 150 Stück zu erhöhen", betonte Denzel-Geschäftsführer Christof Fuchs gegenüber der "Wiener Zeitung" und kündigte an, bis 2013 auch das Standortnetz von 50 Stellplätzen um weitere 100 ausbauen zu wollen. Investieren will Zipcar laut Fuchs auch in die Technologie: "Es gibt einen technischen Stufenplan, der bis spätestens Ostern 2013 umgesetzt wird." Geplant ist neben einer sichtbaren Vereinfachung der Nutzung ein eigenes Buchungssystem für Facebook-Nutzer sowie eine Tarifreform. Statt der Kombination aus Stunden- und Kilometerentgelten soll in Zukunft nur noch nach Zeit abgerechnet werden - nur mit der Einschränkung, dass pro Stunde nur eine Strecke von maximal 40 Kilometern gefahren werden darf. Ansonsten könnte es teuer werden. Was die Kunden betrifft, rechnet der Firmenchef langfristig mit einer Verdoppelung der CarSharing-Gemeinde auf 20.000 Mitglieder.

Grüne begrüßen Ausbau und helfen bei Platzsuche

Allein die Stadt Wien hat mit den angekündigten Expansionsplänen von Zipcar und Denzel kein Problem. "Wir sind dem Konzept gegenüber aufgeschlossen, weil es hilft, dass weniger Autos auf den Straßen unterwegs sind", heißt es aus dem Büro der Wiener Grünen. Das gelte auch für benzingetriebene Fahrzeuge. Auf die Frage, wie die Stadt zusätzlich 100 Stellplätze in Wien auftreiben will, sagte Parteisprecher Patrik Volf: "Dafür sind die Bezirke zuständig, aber da sind wir schon in Gesprächen." Generell stelle CarSharing für die Grünen eine gute Ergänzung zum aktuellen Öffi-Angebot dar, betonte Volf. "Dabei kommt es auf den guten Mix von öffentlichem Verkehr und CarSharing an."

In dieselbe Kerbe schlägt auch Christof Fuchs. "Wir wollen unseren Kunden lediglich eine einfache Anschluss-Mobilität garantieren." Immerhin seien bestimmte Bedürfnisse ohne fahrbaren Untersatz nicht erfüllbar, betonte der Unternehmer und nannte den Transport von Gepäck, die komplizierte Erreichbarkeit entlegener Stadtgebiete sowie das begrenzte Öffi-Angebot in der Nacht als Beispiele. Und was die Kritik an der zusätzlichen Umwelt- und Verkehrsbelastung in den Städten betrifft, ergänzte er: "Studien belegen, dass ein CarSharing-Auto zehn reguläre Fahrzeuge ersetzen kann." Damit helfe das Konzept mit, dass die Menschen ihr Zweit- oder Drittauto verkaufen.

Erstmals in der Bundeshauptstadt Wien umgesetzt wurde die Idee des Autoteilens im Jahr 1997 vom Anbieter "Easydrive". Wechselten damals Autoschlüssel und Papiere noch über ein Tresorsystem den Nutzer, so setzt Denzel Mobility seit 2002 auf ein digitales Buchungs- und Abrechnungssystem, das über einen Bordcomputer, der in jedem Mietauto eingebaut ist, betrieben wird. Um ein Fahrzeug nutzen zu können, müssen Mitglieder online buchen und den gewählten Wagen auf einem der Stellplätze per Mitgliederkarte öffnen. Der Schlüssel befindet sich im Handschuhfach. Getankt wird mit per Tankkarte. Das Benzin ist im Tarif inbegriffen.