Münze-Chef Kurt Meyer wird als stellvertretender Aufsichtsrats- präsident abgelöst. | Bei Casino Inter-national kommt nun Kapitalerhöhung. | Wien. Finanzminister Josef Pröll hat mit seiner Ankündigung vom Montag, die Nationalbank (OeNB) zu 100 Prozent übernehmen zu wollen, auch in der Casinos Austria AG für klare Verhältnisse gesorgt. Eine Notenbank-Tochter ist dort mit 34 Prozent zweitgrößter Aktionär, der Anteil wird abgegeben. Den Zeitpunkt des Verkaufs kann übrigens Finanzminister Pröll auch selber entscheiden: Im Lauf des heurigen Jahres wird über die Lizenzen für die zwölf Casinos in Österreich entschieden, 2012 läuft die Konzession für die Casinos Austria ab. "Vor der Konzessionsentscheidung wird sich bezüglich eines Anteilsverkaufs gar nichts tun", ist aus Eigentümerkreisen zu hören.
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Sollte die Lizenz für die Casinos Austria verlängert werden, würde sich der Wert des Unternehmens deutlich erhöhen. Allerdings muss diese vom Finanzministerium - in dem das Glücksspielmonopol verwaltet wird - öffentlich und EU-weit ausgeschrieben werden. Konkurrenten wie die Novomatic, aber auch ausländische "Spielbanken" werden sich daran beteiligen. Dem Vernehmen nach hat die Casinos Austria AG derzeit aber ganz gute Karten. Es geht unter anderem darum, dass kein Schwarzgeld in die Branche eindringen kann. Auch der Spielerschutz muss gewährleistet bleiben.
Kampf um die Kontrolle
"Das ist keine Beteiligung mehr von allzu langer Dauer", ist aus Notenbank-Kreisen zu hören. Deren Tochter Münze Österreich (die Geld- und Goldmünzen prägt) hält die 34 Prozent. Als Vorgriff werden die Casinos Austria näher zur Nationalbank geholt: Münze-Chef Kurt Meyer wird als stellvertretender Aufsichratsvorsitzender abgelöst. Entweder OeNB-Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek oder OeNB-Direktor Peter Zöllner werden diesen Posten übernehmen.
Was sich so routinemäßig anhört, ist das Ergebnis eines Machtkampfes um die Kontrolle der Casinos Austria AG. Mit knapp 36 Prozent ist Raiffeisen der größte Einzelaktionär der Spielbank. Das Österreich-Geschäft läuft aber eher schleppend, die Münze Österreich wollte - so ist zu hören - in den vergangenen Monaten den Sanierungsdruck erhöhen. Und arbeitete dabei mit dem drittgrößten Eigentümer, der MTB-Stiftung (von Maria Theresia Bablik), zusammen. Münze und MTB hielten zusammen 49,6 Prozent an der Casinos Austria AG. Ex-Casino-Chef und Ex-ÖOC-Präsident Leo Wallner verkaufte aber ein paar seiner Aktien an die MTB-Stiftung, sodass die beiden gemeinsam über die 50-Prozent-Grenze sprangen. Pikantes Detail dabei: Leo Wallner sitzt im Vorstand der MTB-Stiftung.
Bei einer Hauptversammlung hätten die beiden die Mehrheit im Aufsichtsrat erhalten können. Dessen Präsident ist RZB-Chef Walter Rothensteiner. Raiffeisen hat sich nun in diesem Machtkampf durchgesetzt, der Münze-Chef wird zurückgepfiffen. Da Raiffeisen über eine Vielzahl von Firmen mehr als zehn Prozent an der Nationalbank hält, erwarten Insider nun, dass der Verkauf der Anteile an den Bund über die Bühne geht. Aus Raiffeisenkreisen ist zu hören, dass die Beteiligung an den Casinos viel interessanter ist als jene an der Nationalbank (mit gedeckelter Dividende). "Wenn der Finanzminister die Anteile der Nationalbank übernehmen will, wird er sie bekommen. Raiffeisen kann sich dann viel leichter darum bemühen, deren 34 Prozent an der Casinos Austria zu kaufen", sagte ein Banker.
Davor wird noch über eine Kapitalerhöhung ein Investor für die Casinos International gesucht. Es soll sechs Interessenten geben.