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Casinos Austria zücken Rechenstift

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Weiterer Personalabbau möglich. | Konzernzentrale am Lueger-Ring soll abgestoßen werden. | Wien. Die Gerüchteküche hinsichtlich der Zukunft der Casinos Austria brodelt. Offen ist, ob und in welcher Form es zu einem weiteren Personalabbau kommen kann. Außerdem wird an einer weitgehenden Kooperation zwischen Casinos und Lotterien gebastelt.


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Auf Medienberichte über Jobabbau und Einsparungen reagierte Casinos Austria-Chef Karl Stoss vor kurzem in einem Rundschreiben an die Belegschaft mit beruhigenden Worten: All das sei nicht spruchreif und man müsse eben manchmal Zeitungen ungelesen beiseite legen. Branchenkenner gehen allerdings davon aus, dass sehr wohl mit einigen Maßnahmen zu rechnen ist.

Die Casinos befinden sich derzeit in einer schwierigen Situation. Der Glücksspielkonzern hat zum Jahreswechsel ein rund 36-prozentiges Aktienpaket an den Lotterien gekauft und hält jetzt rund 70 Prozent. Am 21. Dezember ist dafür das Closing erfolgt.

Der kolportierte Kaufpreis von über 300 Mio. Euro ist laut Experten überhöht. Interne Untersuchungen seien von einem Wert von etwa 200 Mio. Euro ausgegangen. Die Lotteriekonzessionen laufen 2012 aus, sollten die erhofften Verlängerungen nicht erfolgen, wäre dies ein sehr teurer Kauf gewesen.

410 Mitarbeiter weniger

Aber auch im traditionellen Casinosegment hat man Sorgen. Das Geschäft könnte besser laufen, was teilweise auch mit einer unglücklichen Standortpolitik zu tun hat. Das Wiener Casino mache gerade einmal soviel Umsatz wie der Standort Bregenz, berichten Insider.

Außerdem wurde ein sehr großzügiges "Golden Handshake"-Programm und weitere Abfertigungsmodelle von 410 Mitarbeitern angenommen - und das stärker als erwartet. Dies soll sich mit 40 Mio. Euro zu Buche schlagen. Per Ultimo 2006 zählten die Casinos in Österreich rund 1750 Mitarbeiter. Dass in der Zwischenzeit wieder Personal aufgenommen wurde, habe nichts damit zu tun, dass sich überraschend viele Mitarbeiter abfertigen ließen. "Die Neuen hätten wir sowieso gebraucht", meint Konzernsprecher Martin Himmelbauer.

Sparpotenzial gesucht

Ein Zusammenlegen von Verwaltungsaufgaben bei Casinos und Lotterien liegt auf der Hand, etwa bei Buchhaltung und EDV. Die in diesem Zusammenhang genannte Zahl von 100 einzusparenden Stellen sind laut Himmelbauer jedoch "völlig aus der Luft gegriffen". Von einem möglichen Personalabbau könnte indes auch der sechsköpfige Vorstand betroffen sein. Bis vor nicht allzu langer Zeit hat der frühere Casino-Chef Leo Wallner beide Firmen mehr oder weniger im Alleingang geleitet. Nun sind sechs Vorstände vorhanden, die, so die derzeitige Argumentation, in Anbetracht der schwierigen Lage am Glücksspielmarkt (neue Konkurrenten, Ablaufen der Konzessionen bei Lotterien und Casinos) verstärkt für den Aufbau von Netzwerken zuständig sind.

Um Geld in die Kassen zu spülen, wird der Verkauf der Casino-Zentrale am Karl-Lueger-Ring in Wien überlegt. Möglich wäre dann eine Übersiedlung der Konzernzentrale zu den Lotterien an den Rennweg. Hier wären laut Himmelbauer ausreichend Flächen für die Casinos vorhanden.

Wesentlicher für die Casinos wird aber sein, was mit den Konzessionen passieren wird. Eine Entscheidung darüber soll noch vor dem Jahr 2010, dem Termin der nächsten Nationalratswahlen, fallen. Casinointern wird bereits an einem "Worstcase"-Szenario gebastelt.