Er hat denselben Nachnamen wie Kubas Máximo Líder und gilt als Hoffnungsträger der Demokraten in den USA: Julián Castro.
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Die Latinos werden in den USA als Wählergruppe immer stärker. Immerhin leben bereits 50 Millionen von ihnen im Land. Hält der demographische Trend an, werden sie im Jahr 2050 bereits ein Drittel der Bevölkerung stellen. Das hilft vor allem den Demokraten, denn die Hispanics, wie sie auch genannt werden, wählen zu 60 Prozent die Partei von Präsident Barack Obama. Dieser Prozentsatz ist sogar ausbaufähig. Denn mit einer harten Linie in Sachen Immigration verscheucht so mancher Republikaner die lateinamerikanische Wählerklientel noch zusätzlich, auch wenn Gruppen wie die Exilkubaner wohl stets der Rechten treu bleiben werden.
Julián Castro kann das alles nur recht sein. Denn der mexikanisch-stämmige Politiker gilt als großer Hoffnungsträger der Demokraten für die Zukunft. Derzeit ist er Bürgermeister von San Antonio im Bundesstaat Texas - an der Bevölkerung gemessen immerhin die siebentgrößte Stadt der USA. In der "New York Times" wird bereits gemutmaßt, dass der Namensvetter des kubanischen Revolutionsführers Fidel in einer nicht allzu fernen Zukunft in die Fußstapfen von Obama treten könnte.
Getroffen hat Castro den US-Präsidenten bereits. Im Mai wurde er als einer von nur fünf Bürgermeistern ins Weiße Haus eingeladen, um Strategien zur Arbeitsplatzbeschaffung zu diskutieren. Damals meinte der Obama scherzhaft, er habe ihn für einen Praktikanten gehalten. Denn Castro ist erst 36 Jahre alt. Trotz dieses jungen Alters ist das Interesse des Präsidenten an ihm ungebrochen. Im Oktober hat er ihn erneut getroffen. Diesmal erörterten sie Verbesserungen in der Infrastruktur. Auch Michelle Obama, die jüngst in den Wahlkampf ihres Mannes eingestiegen ist, fand lobende Worte für Castro.
Schon wird gemunkelt, dass der Präsident den erfolgreichen Politiker für höhere Aufgaben auserkoren hat. Sollte Obama 2012 wiedergewählt werden, könnte er ihn als Transport- oder Bildungsminister einsetzen, heißt es in US-Medien. Immerhin verlor Obama mit Bill Richardson seinen prominentesten Latino-Vertreter, der ob eines Korruptionsskandals auf das Amt des Handelsministers verzichten musste.
Von Regierungsämtern will San Antonios Bürgermeister vorerst nichts wissen. Fakt ist aber, dass das politische Gewicht des oft als fesch und charismatisch beschriebenen Latinos ebenso kontinuierlich steigt wie seine Bekanntheit. Die reicht bereits bis zur Hispano-Hochburg Kalifornien. Im Ranking der einflussreichsten Latino-Politiker steht er an fünfter Stelle.
Politisch gebildet wurde der in San Antonio geborene Castro schon früh von seiner alleinerziehenden Mutter. Die gebürtige Mexikanerin war eine engagierte Aktivistin für die Rechte der Chicanos, der mexikanischen und mexikanisch-stämmigen Bevölkerung in den USA, und nahm Julián als Kind zu Demonstrationen mit. Ebenso engagiert achtete sie auf die Bildung ihres Sohnes, der ein Musterschüler war und an der Elite-Universität Stanford sein Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaft abschloss, ehe er in Harvard noch ein Jusstudium absolvierte.
Eines fehlt Castro allerdings noch, um zum unumstrittenen Latino-Politiker zu werden: Spanisch. Ihm ihre Sprache beizubringen, hat seine Mutter nämlich verabsäumt. Doch wie man hört, nimmt der zielstrebige Politiker bereits fleißig Privatstunden.