"Verurteilt mich - egal, die Geschichte wird mich freisprechen!" So Fidel Castro 1953 nach seinem gescheiterten Putschversuch vor Gericht. 57 Jahre später bilanziert der mittlerweile 84-Jährige: "Das kubanische Modell funktioniert nicht einmal mehr für uns." Nach kurzer Haft amnestiert und nach zweijähriger Guerilla 1959 triumphaler Sieger über Diktator Fulgencio Batista, beging Castro drei Kardinalfehler.
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1.) Statt der versprochenen Demokratie zog er ein totalitäres Regime auf und füllte auf dem von "Pinieninsel" in "Jugendinsel" unbenannten Eiland einen Ableger des sowjetischen Gulag mit Regimegegnern.
2.) Er enteignete die Kuba beherrschenden US-Unternehmen, handelte sich so ein Wirtschaftsembargo der USA ein, ergriff das Schlepptau der UdSSR und verkaufte von der Zucker-Monokultur jährlich rund zehn Millionen Tonnen für Treibstoff und Waffen - zu Moskaus Bedingungen.
3.) Er verteilte per Landreform allen Großgrundbesitz an Landarbeiter und erlitt den gleichen Fehlschlag wie seine linken Vorbilder in Guatemala (1952) und Bolivien (1953): Parteifunktionäre und neue Kleinbauern beherrschten ihr Geschäft so schlecht, dass Castro seine Version der Kolchosen installierte, um Kubas Ernährung mit Hilfe der sozialistischen Bruderstaaten sicherzustellen.
Vor alledem flüchteten annähernd eine Million Kubaner in die USA, wo sie John F. Kennedy 1961 zur abenteuerlich gescheiterten Invasion in der Schweinebucht bewogen. Andrerseits schickten die Flüchtlinge den Daheimgebliebenen Dollar, der sehr bald zur "Parallelwährung" auf Kuba wurde. Mit der Raketen-Krise 1962 band sich Castro schließlich völlig an den Ostblock - bis zum Ende des "Realsozialismus" 1989. Castro rechnete mit den "Verrätern" ab, zumal Moskau nicht mehr Treibstoff gegen Zucker lieferte. Venezuelas Links-Caudillo Hugo Chavez sprang ein, damit Castros Sozialismus nicht in der Karibik versinke.
Zweifelsohne verbucht Castro auch Erfolge. Seine Großkampagne zur Alphabetisierung befähigte alle Kubaner, das Parteiorgan "Granma" zu lesen, und machte Kuba zum Schulmodell für die Dritte Welt. Ebenso installierte er einen beispielhaften Gesundheitsdienst. Deshalb waren auch die medizinischen Fakultäten überlaufen - auch als Möglichkeit, ein ideologiefreies Studium zu absolvieren. Castros Schulsystem und Gesundheitsdienst sind jedenfalls so gut, dass viele lateinamerikanische Staaten sich um kubanische Lehrer und Ärzte reißen. Viele dieser begehrten Fachleute sehen im Auslandsdienst ein Schlupfloch, dem Castro-Sozialismus und der miserablen Bezahlung zu entrinnen.
Der aufblühende Tourismus bringt zwar Devisen, ändert aber kaum etwas am Alltag der trotz allem lebenslustigen Kubaner. Eines der vielen Beispiele dafür sind die Taxis, die jedes Museum bereichern würden. Sie erhärten Castros Offenbarungseid. Da hat sein kleiner Bruder Raúl jetzt ein Problem: Hat der Maximo Líder recht, ist er ein Verräter oder nur schwer krank?
Clemens M. Hutter war Ressortchef Ausland bei den "Salzburger Nachrichten".