Die USA lassen die COVID-19-Rezession rascher hinter sich als der Euroraum, vor allem dank höherer Budgetausgaben.
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Die Vereinigten Staaten kommen konjunkturell wesentlich besser aus der COVID-19-Krise als der Euroraum. Obwohl der BIP-Einbruch in den USA im Vorjahr nur rund die Hälfte betrug, ist die Erholung heuer um etwa 50 Prozent schneller.
Die Erfolgsdifferenz kann Großteils durch die Fiskalpolitik sowie zu einem gewissen Grad durch die Geldpolitik erklärt werden. Die budgetäre Reaktion der USA war allein im Vorjahr mindestens doppelt so expansiv wie im Euroraum. Zudem weitete die US-Notenbank ihre Ankaufsprogramme noch schneller als das Eurosystem aus. Daneben spielen auch andere Faktoren eine Rolle: etwa die milderen Lockdown-Maßnahmen sowie die raschere Durchimpfung in den USA; oder die exportbetonte Industrie und der wichtigere Tourismus in Europa, sowie umgekehrt die starke Digitalwirtschaft in den USA.
Konkret ist 2020 das BIP in den USA um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken während es im Euroraum um 6,8 Prozent eingebrochen war. Aber auch 2021 ist kein Aufholeffekt im Euroraum zu erwarten: laut Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) soll das BIP-Wachstum 4,4 Prozent betragen; deutlich weniger als jenes der US-Wirtschaft von 6,4 Prozent. Unter Präsident Trump wurde die Gesundheit der Bevölkerung der Wirtschaft untergeordnet, erkennbar an den deutlich höheren kumulierten Todeszahlen, die auch vom sozial unausgewogenen US-Gesundheitssystem herrühren mögen. Dennoch starteten die USA sehr früh mit ihrer Impfaktion und erreichten eine persistent höhere Durchimpfungsrate im Vergleich zum Euroraum. Mittlerweile kämpfen beide Wirtschafträume mit den ersten Anzeichen einer Impfmüdigkeit und versuchen Impfungen auch niederschwellig bereitzustellen.
Ein Großteil des Wachstumsdifferenzials zwischen beiden Regionen kann durch die unterschiedliche Fiskalpolitik erklärt werden. So stieg das Budgetdefizit in den USA im vergangenen Jahr auf 16,1% des BIP, und lag somit etwa doppelt so hoch wie im Euroraum (7,2% des BIP), wenngleich die Ausgaben vermutlich weniger zielgerichtet als im Euroraum waren. Ähnliche Unterschiede gelten für das laufende Jahr. Zwar profitiert die europäische Exportwirtschaft von der Belebung der Nachfrage in den USA, jedoch ist der Wachstumseffekt einer Stärkung der Binnennachfrage im Euroraum vermutlich höher. Zudem hat die US-Notenbank Fed ihre Ankaufsprogramme schneller als das Eurosystem ausgeweitet und kooperierte dabei mit dem US-Finanzministerium, um einen Anstieg der Finanzierungskosten zu verhindern. Ungeachtet einer beginnenden öffentlichen Diskussion bleibt die Ausrichtung der Geldpolitik kurzfristig in beiden Wirtschaftsräumen expansiv. Andere strukturelle Faktoren wie die unterschiedliche Bedeutung des Tourismus, aber auch freiwillige Beschränkungen während der Pandemie, haben ebenfalls zu den Wachstumsdifferenzialen beigetragen.
Sowohl die USA als auch der Euroraum bringen enorme Investitionen auf den Weg, um die COVID-Krise auch als Chance für die Zukunft zu nutzen. Die Vereinigten Staaten planen im Zuge des American Jobs Plans (AJP) und des American Family Plans (AFP) über die nächsten 10 Jahre Investitionen in Infrastruktur und den Sozialstaat in Höhe von vier Billionen USD (ca. 9% des US-BIPs). Ähnlich sehen die Überlegungen zu den ebenso über mehrere Jahre verteilten "NextGenerationEU"-Investitionsprojekten aus, welche die Euroraumländer wieder etwas zusammenrücken lassen.
Erfreulich ist, dass die Wirtschaftspolitik auf die Pandemie auf beiden Seiten des Atlantiks schnell und umfassend reagiert hat. Laut IWF war dies ein wichtiger Grund, warum beispielsweise die Investitionsquote in den meisten Ländern im vergangenen Jahr deutlich weniger stark gesunken ist als nach der Finanzkrise. Die höhere Ersparnis des privaten Sektors wurde von einem höheren Defizit des öffentlichen Sektors in vielen Ländern beinahe oder vollständig kompensiert. Zu den Ausnahmen zählen Deutschland und die Niederlande.
Was sind die Lehren für Europa? Die europäische Impfstrategie muss noch energischer werden, um den Wachstumsabstand zu den USA zu verkürzen. Die geplanten Investitionsmaßnahmen sollen zügig und treffsicher umgesetzt werden, um die geringere fiskalpolitische Manövriermasse gegenüber den USA wenigstens teilweise auszugleichen. Auf längere Sicht bleibt die Resilienz der Währungsunion im Fokus, wozu flexible Strukturen sowie schlagkräftige Fiskalpolitik in Krisenzeiten beitragen.
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Eine Langfassung dieses Textes ist als Policy Brief der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik erschienen: www.oegfe.at/policy-briefs