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So etwas hat man im Fernsehen bislang selten gesehen: Kaum war auf PRO 7 die Folge von "Popstars - Das Duell", in dem mit Talenten unterversorgte Jugendliche in Musikstudios versuchen, ihre atonalen Laute in den Griff zu bekommen, da schlug auch schon der Mann mit der spitzesten Zunge im deutschen TV zu. Oliver Kalkofe wusste zu Beginn seiner "Mattscheibe" mit einem "wenigstens sind die Jungs nicht mehr auf der Straße" die positiven Aspekte der "Popstar"-Sendung zu würdigen. Kalki, wie die Fans den niedersächsischen Kabarettisten nennen, widmete sich in seiner Sendung am Montagabend (der zweite Teil wird am 13. Oktober ausgestrahlt) der Ostalgie-Welle in Deutschland. Mit dabei hatte er den "ostdeutschen Moik", Achim Mentzel, einstiges Lieblingsopfer von Kalkofe. Doch zum Unterschied zur RTL-DDR-Verklärungssendung offenbarte Kalkofe mit seinem TV-Medley auch die Schattenseiten: Die Modeschau aus dem Jahr 1980 etwa, wo die Moderatorin vor dem Hintergrund einer atomaren Anlage die neuesten Erzeugnisse der petrol-chemischen Industrie vorführen ließ. Der absurde Catwalk mit den Produkten aus sowjetischem Erdöl wirkt dermaßen irreal, dass man den Auftritt eines 15-jährigen Oberschülers, der auf der Tribüne des Dresdner Stadions alleine Fangesänge wie "SVD ajajej" dahinstottert, geradezu mit stoischer Gefasstheit wahrnahm. Kalkofe, der übrigens in Ostdeutschland beliebter als in seinem Heimatbundesland ist, weiß schon, dass im Wort Ostalgie nicht nur Nostalgie sondern auch Allergie enthalten ist.