Der Sieger der demokratischen Vorwahlen heißt Donald Trump - und nicht Pete Buttigieg, der nach ersten Ergebnissen das Feld vor Bernie Sanders und Elisabeth Warren anführt.
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Wie sollen die Demokraten den amtierenden republikanischen Präsidenten aus dem Weißen Haus jagen, wenn sie es nicht einmal schaffen, ihre eigenen Vorwahlen fehlerfrei über die Bühne zu bringen?
Tweeter in Chief Donald Trump freut sich nach dem Demokraten-Debakel um eine fehlerhafte Vorwahl-App: "Der Caucus der Demokraten ist ein vollkommenes Desaster... Die einzige Person, die für sich einen großen Sieg in Iowa beanspruchen kann, ist ‚Trump‘", schrieb der US-Präsident auf der Kurznachrichtenplattform Twitter.
Was eigentlich der gloriose Auftakt zum demokratischen Vorwahlkampf hätte sein sollen, wurde für die Kandidaten zum unrühmlichen Ärgernis.
Bis zum frühen Abend europäischer Zeit gab es kein Ergebnis der Demokraten aus Iowa, weil die App-Technologie, mit der die Stimmen gezählt werden sollten, kläglich versagt hat. Eines der Probleme war die Software, eine mindestens genauso große Fehlerquelle war aber wohl die Hardware, nämlich das das Ausschuss-(Caucus-)System selbst. Es werden in Iowa nicht - wie in den meisten Bundesstaaten - Vorwahlen mit Stimmzettel abgehalten, sondern man trifft sich zu einem sogenannten Caucus. Die Anhänger der verschiedenen Kandidaten gruppieren sich bei einem derartigen Ausschuss um Vertreter der zur Wahl stehenden Kandidaten, die versuchen, in Reden die noch Unentschlossenen zu gewinnen oder Anhänger anderer Kandidatinnen und Kandidaten umzustimmen. Das macht das Zählen nicht leichter.
Zu später Stunde - erst gegen 23:15 Wiener Zeit wurden erste Ergebnisse bekannt - und förderten eine Überraschung zutage: Der frühere Bürgermeister der Stadt South Bend, Indiana, Pete Buttigieg ging als erster durch die Zielllinie, gefolgt von Bernie Sanders und Elisabeth Warren. Joe Biden - von manchen als Favorit gehandelt, landete auf dem enttäuschenden vierten Platz. Buttigieg (Indiana) hatte in Iowa einen gewissen Mid-West-Vorteil, wird in ersten Analysen vermutet.
Das Caucus-System steht seit der Vorwahl in Iowa jedenfalls unter gehörigem Beschuss. Das System wird noch in kleineren Bundesstaaten wie Colorado, Minnesota, North Dakota, Wyoming, Kansas, Kentucky und Maine angewandt. Washington State - ein Bundesstaat mit einer Österreich vergleichbaren Einwohnerzahl - ist am 26. März an der Reihe. Der Bundesstaat an der Westküste ist mit Abstand der bevölkerungsreichste Caucus-Staat. Das Caucus-System ist antiquiert - wie so vieles im US-Präsidentschaftswahl-Verfahren: Dass die beiden republikanischen Präsidentschaftskandidaten George W. Bush und Donald Trump mit weniger Stimmen als ihre demokratischen Kontrahenten ins Weiße Haus einziehen konnten, ist den Wählerinnen und Wählern kaum vermittelbar und dem angegilbten Wahlmännersystem geschuldet.
Der Auftakt in Iowa ist für die Demokraten gründlich danebengegangen. Die Demokraten können nur hoffen, dass die nächsten Vorwahlen besser ablaufen. Bis Mitte Juli - der Parteikongress findet von 13. bis 16. Juli in Milwaukee, Wisconsin statt - muss die Partei einen Kandidaten oder eine Kandidatin präsentieren, der oder die gegen Trump gewinnen kann. Diesem Anfang jedenfalls wohnt kein Zauber inne.