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Livio Magoni hätte im vergangenen April nie und nimmer Spezialtrainer für Katharina Liensberger werden dürfen - diese Erkenntnis resultiert nicht aus den vernichtenden sportlichen Ergebnissen in diesem Winter, sondern ist ganz grundsätzlicher Natur. Und der ÖSV, dem am Montag nach der Trennung vom einstigen Star-Coach von den Medien schon wieder (und wieder zu Recht) das Wort "Chaos" umgehängt wurde, würde am liebsten das Rad der Zeit zurückdrehen. Allerdings sind die Verantwortlichen - allen voran Alpinchef Herbert Mandl - selber schuld.
Denn geholt wurde ein Trainer, der nicht bloß als "Schleifer", also beinharter Coach, bekannt ist, sondern auch jemand, dem niemand Geringerer als Petra Vlhova Sexismus vorgeworfen hatte. Zur Erinnerung: Der Italiener hatte zwar Tina Maze und später Vlhova zu Gesamtweltcupsiegerinnen geformt, doch seine Methoden waren mehr berüchtigt als berühmt. Nachdem er Vlhovas Fahrstil mit dem eines Bügeleisens verglichen hatte, war das Maß voll - und die Slowakin setzte ihn vor die Tür. Er habe sie und die Leute in ihrem Team ständig verletzt, hieß es in Medienberichten. "Er behandelte mich wie eine Maschine. Nicht wie eine Frau, die auch Gefühle hat", schilderte die Slowakin.
Diese Vorgeschichte kannte auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, die zwar zu Beginn ihrer Amtszeit den angeblich schlechten Umgang mit Frauen im ÖSV anklingen hatte lassen, aber dann trotzdem das Magoni-Engagement guthieß. Wenn jetzt von allen Seiten von einem bloßen Missverständnis gesprochen wird und es halt zwischen dem "Schleifer" und der sensiblen Liensberger nicht so gepasst habe, ist das blanker Zynismus. Magoni ist gewiss nicht der Einzige, der gehen sollte.