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Domingo Felipe Cavallo, auf den Argentiniens Präsident Fernando de la Rua setzt, um die schwierige wirtschaftliche und politische Situation in seinem Land zu bewältigen, ist in der argentinischen Politik kein Neuling. Der Wirtschaftswissenschaftler, der nach seinem Studium an der heimischen Universität Cordoba an der amerikanischen Harvard University seinen letzten Schliff erhielt, war schon von Präsident Carlos Menem im Jänner 1991 als Wirtschaftsminister in die Regierung berufen worden, um die marode argentinische Wirtschaft zu sanieren. Mit einem Sanierungspaket, das auf höhere Steuereinnahmen, Privatisierungen und Kürzung der Staatsausgaben setzte, gelang es ihm, die Inflation, die 1989 noch bei 5000 und 1991 bei 84 Prozent gelegen war, bis 1996 auf 0,5 Prozent einzudämmen. Er koppelte den argentinischen Peso an den US-Dollar und schaffte in den Jahren 1992 bis 1994 ein Wirtschaftswachstum zwischen 6 und 8,7 Prozent. Argentinien wurde international wieder kreditwürdig und für ausländische Investoren interessant.
Die Kehrseite von Cavallos Wirtschaftspolitik war allerdings ein Ansteigen der Arbeitslosenrate, die am Ende seiner Amtszeit im Jahr 1996 bei 18 Prozent lag.
Ein Korruptionsskandal um die argentinische Staatsbank, in den vier enge Mitarbeiter Cavallos verwickelt waren, führte am 26. Juli 1996 zu seiner Entlassung als Minister durch Präsident Menem.
Von 1987 bis 1991 war der am 21. Juli 1946 geborene Cavallo Abgeordneter seiner Heimatprovinz Cordoba im argentinischen Parlament und von 1989 bis 1991 Außenminister. Er ist Chef der kleinen Aktionspartei für die Republik.
Wiederholte Versuche für eine führende Position zu kandidieren, schlugen allerdings fehl. Er viel sowohl bei Gouverneurswahlen als auch bei seinem Versuch, das Amt des Bürgermeisters von Buenos Aires zu erringen, durch. Seine letzte Wahlschlappe erlitt er, als er sich 1999 als Gegenkandidat zu Fernando de la Rua um die Präsidentschaft bewarb. Deswegen wird seine neue Berufung von vielen Argentiniern sehr skeptisch aufgenommen.