Nach dem Neuwahl-Paukenschlag sieht die CDU ihr Ziel in greifbarer Nähe, die rot-grüne Bundesregierung - und mit ihr ein gesamtes politisches Projekt - an der Macht abzulösen. Vollenden sollen es die "überzeugenderen Inhalte", ist Hessens CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg überzeugt. Aber auch diese bieten ausreichend Zündstoff für Polarisierung.
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"Wir wissen, dass ein gehöriges Stück arbeitet auf uns zukommt", gibt sich Boddenberg bei einem Hintergrundgespräch keinen Illusionen hin, der auf Einladung der Wiener ÖVP am Montag in Österreich weilte. Er ist überzeugt, dass die Union im Unterschied zu Rot-Grün über die richtigen Reformrezepte für Deutschland verfügt.
Konkret will die CDU den Kündigungsschutz für neue Beschäftigungsverhältnisse lockern. Bestehende Beschäftigungsverhältnisse sollen von den Änderungen unbetroffen bleiben. Boddenberg ist davon überzeugt, dass der starre Kündigungsschutz Unternehmen davon abhält, bei unsicherer Konjunkturlage neue Jobs zu schaffen.
Beim Thema Mitbestimmung sollen "die Macht und den Einfluss der Gewerkschaft deutlich zurückgefahren werden", um so wieder attraktiver für die Ansiedlung internationaler Holdings zu werden.
Beim Thema Steuerreform gesteht Boddenberg zwar ein, dass ein endgültiges Konzept der Unionsparteien noch nicht fertig sei, die Richtung sei jedoch klar vorgegeben, um die Diskrepanz zwischen faktischen und nominellen Steuersätzen in der Unternehmensbesteuerung: "Subventionen und Schlupflöcher schließen, um so Spielraum für eine Senkung der nominellen Steuersätze zu gewinnen."
Auch in der Energiepolitik soll es im Falle eines Machtwechsels zu einer Kursumkehr kommen: Der Atom-Ausstieg, eines Herzstück des rot-grünen Projekts, wird nicht weiter fortgesetzt - "weil es energiepolitisch notwendig ist", so Boddenberg.
Die SPD werde sicherlich versuchen, die Wahl zu einer Personalentscheidung zwischen "Sie oder ich - Merkel oder Schröder" zuzuspitzen, wie dies bereits 2002 im Duell mit Stoiber erfolgreich der Fall war. Kräftig mitgeholfen haben damals die große Flut und die Auseinandersetzungen um den Irak-Krieg.
Dass dieses Konzept noch einmal funktionieren könnte, glaubt Boddenberg nicht: "Die große Personality-Show Schröders ist gescheitert." Und für gescheitert hält er auch das ganze rot-grüne Projekt. Insbesondere den Grünen gibt er als "Klientelpartei der Besserverdienenden" keine politische Zukunft. Sie hätten sich zu einer reinen Verhinderungspartei entwickelt, mit der keine neuen Arbeitsplätze zu schaffen seien.