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CDU sucht Aufgabe für Schäuble

Von Ines Scholz

Politik

Wien - Im Zuge der nicht enden wollenden Führungsdebatte innerhalb der CDU tauchte zuletzt auch der Name des ehemalige CDU-Chefs Wolfgang Schäuble auf. Mehrere Parteigänger, die nach den jüngsten Pannen und Unstimmigkeiten vom Führungsduo Friedrich Merz (Fraktionsvorsitzender) und Angela Merkel (CDU-Chefin) schwer enttäuscht sind, fordern nun eine "Reaktivierung" Schäubles als Mann an der Spitze.


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"Immer mehr Kollegen in der Fraktion sagen, jetzt sehen wir mal, was wir an Schäuble hatten. Da war ein Wort ein Wort", umschreibt der baden-württenbergische Abgeordnete Peter Weiß die Stimmung bei einigen CDU-Politikern.

Der verbale Seitenhieb gilt vor allem Merz, der sich kürzlich als Kanzlerkandidat ins Gespräch gebracht hatte, ohne seine Ambitionen mit seiner Parteichefin und der mächtigen Schwesterpartei CSU, abzusprechen. Besonders in Bayern wurde der Merz-Vorstoß mit Befremden aufgenommen, gilt dort doch Edmund Stoiber, Chef der Christlichsozialen, selbst als heimlicher CDU/CSU-Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl im Jahr 2002. Merz musste öffentlich einen Rückzieher machen.

Ein nicht minder chaotisches Bild von der CDU-Führung gab das Wahlplakat-Debakel vor einigen Wochen ab. Es hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in Zusamenhang mit der Rentendebatte als Verbrecher gezeigt. Nach der verheerenden Kritik auch aus den eigenen Reihen an solch untergriffigen Stilmitteln der Berliner Zentrale vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg am 25. März musste es wieder eingestampft werden.

Merkel, die zur Zeit mit katastrophalen Umfrageergebnissen zu kämpfen hat, ist von der Idee eines Comebacks Schäubles nicht sehr angetan. Dieser nehme in der Partei ohnehin eine angemesse Position ein, meinte sie mit Verweis auf dessen Mitgliedschaft im Präsidium. Der Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe in Berlin, Peter Raumsauer, warnt vor einer "Schäuble-Nostalgie". Sie könne keine Lösung der gegenwärtigen Krise sein.

Bleibt für den Merkel-Vorgänger, der wegen des CDU-Parteispendenskandals im Vorjahr das Handtuch geworfen hatte, nur noch das Amt des Bundespräsidenten.

Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach sprach sich offen für eine Kandidatur Schäubles aus, und erhält für seinen Plan Unterstützung: "Eine großartige Idee", meinte der Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses, Rupert Scholz (CDU), in der "Bild"-Zeitung vom Dienstag. Schäuble mit seinem schweren Schicksal als Rollstuhlfahrer könnte als Bundespräsident Vorbild für viele Menschen sein. Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis sprach sich für Schäuble aus: "Schäuble würde das Amt hervorragend ausfüllen."