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Chancen am Zukunfts-Markt Indien

Von Wolfgang Tucek, Neu-Delhi

Politik

Mit zwei Kooperationsverträgen und einem Terminstakkato hat der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer bei seinem historischen Staatsbesuch in Indien am Donnerstag den Grundstein für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern gelegt.


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Es war ein trüber Vormittag, als Fischer mit allen erdenklichen militärischen Ehren von seinem indischen Kollegen A. P. J. Kalam vor dem Präsidentenpalast in Delhi empfangen wurde. Kurz vor dem offiziellen Handschlag mit Indiens Premierminister Manmohan Singh begann es zu regnen. Erst als Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und der Vizerektor der medizinischen Universität Innsbruck zur Bekräftigung des Ausbaus der Beziehungen zwischen Österreich und Indien jeweils einen Kooperationsvertrag auf den Gebieten Gesundheits-Infrastruktur und wissenschaftlicher Zusammenarbeit unterzeichneten, durchbrach die Sonne die Wolkendecke.

Die beiden Länder seien "gute Freunde", erklärte der österreichische Bundespräsident. Diese erste offizielle Visite eines österreichischen Staatsoberhaupts in dem südasiatischen Land werde ein "Türöffner für Österreichs Wirtschaft" auf dem mehr als eine Milliarde Menschen umfassenden Markt sein, prognostizierte Bartenstein.

UNO-Reform eine "heikle Frage"

Einig waren sich Fischer und Premier Singh in ihrem Wunsch für eine "effektive und repräsentative UNO". Für Indiens Bestrebungen, einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu erhalten, hegte der österreichische Präsident "Verständnis und Sympathie". Die UNO müsse die Realität widerspiegeln und Indien sei ein starker Kandidat für den Sicherheitsrat. Der Standpunkt Österreichs zu diesem Thema sei aber "noch nicht endgültig und definitiv formuliert". Dieser müsse mit der EU abgestimmt werden, wo die UN-Reform eine "heikle Frage" sei. Im derzeit laufenden Prozess der Entscheidungsfindung würden zwei Modelle geprüft. In einem Fall streben auch Deutschland und Italien einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat an. Die zweite Variante sähe einen Sitz für die gesamte EU vor, was bei den ständigen Mitgliedern Frankreich und England auf wenig Gegenliebe stößt.

Chancen für Österreichs Wirtschaft

Der indische Premier habe ihm versichert, dass er "großen Wert auf die Verbesserung der Infrastruktur" legt, berichtete Fischer nach dem Gespräch in Neu Delhi. Hier sei die große Chance für die rund 70 in der Wirtschaftsdelegation vertretenen Unternehmen. Ziel sei es, das gegenwärtige Handelsvolumen von jährlich 500 Mio. Euro in den nächsten drei bis vier Jahren zu verdoppeln, erklärte der Bundespräsident.

Nach Gesprächen mit der Vorsitzenden der Kongress-Partei, Sonia Gandhi, Verteidigungsminister Pranab Mukherjee und Oppositionsführer L. K. Advani von der hindu-nationalistischen BJP beschloss Fischer den Tag mit einem Staatsbankett im Präsidentenpalast.

Heute fliegt er weiter nach Hyderabad im Bundesstaat Andra Pradesh, wo sich das bisher größte integrierte Wassernutzungsprojekt unter Beteiligung einer österreichischen Firmengruppen mit einem Investitionsvolumen von etwa 380 Mio. Euro in der laufenden Phase 1 von geplanten drei befindet.