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Die Lebenserwartung in unserer Gesellschaft steigt jährlich: Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter. Dennoch verdrängen die meisten die rechtzeitige Auseinandersetzung mit dem natürlichen Prozess des Alterns, wozu einmal das Nachlassen der physischen und psychischen Kräfte und Krankheiten gehören. In unserer Beauty- und Antiaging orientierten Konsumgesellschaft kommt das Nachdenken über die Chancen und möglichen Vorteile des Alters zu kurz.
Unter dem Titel "Lebenswege - Lebenszeiten" läuft seit 1. August eine 26-teilige Ö1-Serie über den lebenslangen Prozess des Alterns. Nach Peter Turrini in der Erstsendung war am 2. August der Philosoph Konrad Paul Lissmann zu hören. Es war faszinierend, welche Perspektiven er angesprochen hat: Da wurde deutlich, dass man sich mit dem Alter auseinandersetzen muss, bevor man alt wird. Lissmann artikulierte Vorstellungen, die von uns nicht gerne gehört werden: Die Forderung nach dem "Nichtaufhören zu denken und zu arbeiten", von den Chancen im Alter. Gerade weil der Mensch weniger Zukunft habe, meinte Lissmann, würden von Karriere und Zeitgeist unabhängige Freiräume geschaffen. Unter diesen Bedingungen sollte man sich mit dem unvermeidlichen Älterwerden leichter auseinandersetzen können und positiv auf den Herbst des Lebens schauen. Der Weg dorthin ist weit und voller Überraschungen, aber dennoch erstrebenswert.