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Chancen für den Arbeitsmarkt?

Von Klaus Tscharnke

Wirtschaft

Deutsche Wahl sorgt für Skepsis und Hoffnung. | Experten uneinig. | Nürnberg. (dpa) Die einen sehen nach dem offenen Ausgang der Bundestagswahl eher schwarz für den Arbeitsmarkt, andere erhoffen sich von dem Patt hingegen neue Impulse für den Arbeitsmarkt: Einig sind sich die meisten Fachleute nur in einem Punkt: Der neue Bundestag ohne klare Mehrheitsverhältnisse böte die Chance, ideologische Gräben zuzuschütten, unter denen gerade das zentrale Reformfeld des Arbeitsmarkts in den vergangenen Jahre gelitten habe.


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Stephan Bielmeier, Volkswirt der Deutschen Bank, ist aber skeptisch: Er rechnet mit einem politischen Stillstand und einer weiteren wirtschaftlichen Abwärtsentwicklung. Das würde zwangsläufig auch Stellensuchende treffen. "Das Wirtschaftswachstum war schon bisher nicht stark genug, um den Arbeitsmarkt zu beleben", sagt Bielmeier. "Angesichts der mit der Wahl entstandenen Unsicherheiten wird es sich doch kein Arbeitgeber leisten, neue Leute einzustellen." Selbst von einer großen Koalition aus SPD und Unionsparteien erwartet Bielmeier nicht den großen Wurf. Dazu seien die Positionen der beiden großen Volksparteien zu weit voneinander entfernt. "Die SPD wird in der Frage betrieblicher Bündnisse für Arbeit so wenig Zugeständnisse machen wie in der Frage einer Lockerung des Kündigungsschutzes."

"Unternehmer sind

die wahren Reformer "

Vor einer Überschätzung der Bedeutung von Wahlen und politischen Reformen für die Wirtschaft warnt unterdessen der HypoVereinsbank-Analyst, Andreas Rees. Die meisten Unternehmensmanager hätten mit den Enttäuschungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte aufgehört, sich auf die Politik zu verlassen und seien eigene Wege gegangen. "Die wahren Reformer sind ohnehin die Unternehmen", sagt er. Da sich viele Firmen fit für den Wettbewerb gemacht hätten, rechnet er für die kommenden Jahre mit einer fundamentalen Besserung auf dem Arbeitsmarkt.

In der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg beurteilt man derweil den Ausgang der Bundestagswahl zwiespältig. In die Hoffnung, nun endlich wieder aus der Schusslinie der Wahlkämpfer zu kommen, mischt sich die Sorge vor einem Stillstand: "Es ist zu befürchten, dass wichtige Entscheidungen erst einmal auf Eis gelegt werden."