Schurken sind das, diese Berliner Philharmoniker! Da tat Salzburg jahrelang alles, um das Orchester bei der Festivalstange zu halten. Da ließ man also Finanzen durchleuchten, deckte en passant einen Betrugsskandal auf, strukturierte die Gesellschaft neu, bettete das Orchester ein. Und dann? Dann gehen die Berliner zur allgemeinen Verblüffung tatsächlich auf jenes Angebot der Konkurrenz aus Baden-Baden ein, das schon 2009 im Raum stand. Womit die Salzburger Osterfestspiele metaphorisch nicht so etwas wie eine Hand verlieren. Aufgrund der zentralen Position des Ensembles darf man schon von Enthauptung sprechen.
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Indes: Sind die Berliner tatsächlich solche Schufte? Fraglos: Es ist unfein, Salzburg im Schnürlregen stehen zu lassen. Aber erstens mussten sich die Berliner hier lange genug anhören, kein Opernorchester zu sein. Zweitens wollten sie mehr Termine spielen. Aber das war wohl im Rahmen jenes Festival-Fossils nicht möglich, wo Superreiche sich mehr oder minder selbst zwei Opernaufführungen mit Konzertumrahmung finanzieren.
Wohl hat die Salzburger Politik hier zuletzt korrupte Strukturen getilgt. Doch an der Antiquiertheit eines Konzepts, das nur plausibel erscheinen konnte, als es einen omnipräsenten Salzburger Festivalgott namens Karajan und eine florierende Klassik-Industrie gab, hat die Politik auch nichts geändert. Der Abzug der Berliner: die Chance für einen echten Neustart.
Siehe auch:Wiener könnten Berliner zu Ostern in Salzburg ersetzen