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Chaot in Chief

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
© WZ

Donald Trump wollte Stärke und Sicherheit vermitteln, tatsächlich hat er Chaos gestiftet.


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Europa, auch Österreich, sollte sich hüten, die Krisenmaßnahmen anderer Staaten in der aktuellen Coronavirus-Pandemie zu kritisieren. Leichtsinn, Ignoranz und simples Nicht-Wissen haben in vielen Staaten entschlossenes Handeln verzögert - in der ewigen Politiker-Hoffnung, es werde schon nicht so schlimm kommen. Italien etwa bezahlt dafür jetzt einen hohen Preis. Jetzt kommt es doch so schlimm, wie Experten befürchtet haben, und womöglich noch schlimmer.

US-Präsident Donald Trump hat nun jedoch der Weltöffentlichkeit vorexerziert, wie man alles noch viel schlimmer machen kann. Seine völlig überraschende Ankündigung, ab Freitag ein 30-tägiges Einreiseverbot über alle Personen aus dem Schengenraum zu verhängen, hat nämlich vor allem die Planlosigkeit der US-Behörden unter diesem Präsidenten offenbart. Trumps großes Ziel war es, deutlich zu machen, dass es sich dabei um keine Finanzkrise, sondern "nur" um eine Gesundheitskrise handle.

Tatsächlich hat er jedoch durch seine verwirrenden und teils widersprüchlichen Ankündigungen maßgeblich dazu beigetragen, dass am Donnerstag die Finanzmärkte erneut ins Bodenlose gestürzt sind. Statt Menschen und Märkte zu beruhigen und Vertrauen in die Krisenkompetenz seiner Regierung zu vermitteln, hat Trump mit seiner Rede vor allem Verunsicherung und Zweifel geschaffen. Zahlreiche Maßnahmen, die er live im TV ankündigte, mussten Regierungsbeamte in den Stunden danach korrigieren oder ganz zurücknehmen. Statt Vertrauen zu vermitteln, hat er einmal mehr Misstrauen, Sorgen und Chaos gestreut. Eine stabile Wirtschaft und steigende Aktienkurse: Das waren bis jetzt die beiden stärksten Verbündeten Trumps im Kampf gegen seine innenpolitischen Gegner. Die Coronavirus-Krise hatte er bis dahin - und längst nicht als Einziger - nicht wirklich ernst genommen, ja bewusst kleingeredet. Und als er nun - quasi im letzten Moment - versuchte, das Ruder herumzureißen und sich selbst als entschlossenen Krisenmanager zu inszenieren, hat er mit eigener Hand sein lange gehegtes Selbstbild als Garant für eine boomende Wirtschaft acht Monate vor der US-Präsidentschaftswahl schwer beschädigt.

Wenn amtierende US-Präsidenten sich um eine Wiederwahl bewerben, und nicht nur sie, wird selten der Herausforderer gewählt, sondern zumeist der Amtsinhaber abgewählt. Trump erweist sich nun als größte Gefahr für Trump. Was allerdings auch nicht wirklich eine beruhigende Botschaft von der politischen Front ist. Schon gar nicht in Zeiten einer gefährlichen Krise.