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Ist es mit einem handsignierten Handschuh getan? Auch nicht, wenn das Autogramm-Geschenk von einem Golfstar wie Tiger Woods stammt? Nein, sagt jener Österreicher, der - wie erst jetzt bekannt wurde - als Zuschauer vor 14 Tagen bei einem Turnier in den USA von einem Golfball am Kopf getroffen wurde - und mit sechs Stichen genäht werden musste. Zugegeben, so ohne ist das nicht. Immerhin sind auch schon Menschen an Golfbällen gestorben, wie der Fall eines 69-jährigen US-Amerikaners im Jahr 2010 in Kalifornien beweist. Für eine blutende Platzwunde Schmerzgeld zu verlangen, wie das nun versucht wird, liegt daher nahe.
Das hätte nicht unbedingt sein müssen. Zumindest, wenn sich Tiger Woods nobler verhalten hätte, als den Verletzten mit einem "Wir haben heute wohl beide einen schlechten Tag" und einem Handschuh abzuspeisen. Wie man es vielleicht richtig macht und sich damit eine Klage spart, hatte 2012 Golfprofi Rory McIlroy vorgezeigt. Nachdem er bei den British Open einen 16-jährigen Burschen mit einem Golfball verletzt hatte, machte er dem Jugendlichen nicht nur einen signierten Handschuh ("Sorry") zum Präsent, sondern quartierte ihn vom nahen Campingplatz, wo der Verletzte in einem Zelt lebte, in ein nobles Hotelzimmer um. Taschengeld fürs Abendessen inklusive. Diese Geste rührte den Beschenkten so sehr, sodass er sich wiederum bei Rory McIlroy entschuldigte - dafür, dass er den Ball "per Kopf" ins Aus und den Profi - er kassierte einen Strafschlag - aus dem Spiel gekickt hatte. Hätte sich Tiger Woods ähnlich höflich verhalten, hätte er viel für seine miese Reputation tun können. Aber Charakter kann sich nicht jeder leisten.