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Charismatiker im Häfn

Von Alexander U. Mathé

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Ronald Lamola ist ein außergewöhnlicher Mensch in Südafrikas politischer Landschaft.


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Als Ronald Ozzy Lamola ins Gefängnis von Brandvlei kam, herrschte Begeisterung in Südafrika. Beim Fußballmatch der Häftlinge und Wärter gab der 35-Jährige die Vorlage zum einzigen Tor. Auch beim Billard machte er später eine gute Figur - es kommt nicht alle Tage vor, dass man sieht, wie einem Justizminister die Herzen im Hochsicherheitsgefängnis zufliegen. Doch der Charismatiker in einem athletischen Körper ist einer der vielversprechendsten Politiker des Landes. Er ist jemand, dem man den Anzug zu offiziellen Terminen ebenso abkauft wie die Alltagskluft bestehend aus Jeans, T-Shirt und Halbmantel. Von Analysten wird er als jemand beschrieben, der nach langer Zeit wieder die Sprache des südafrikanischen Volkes spricht.

Der Mann, der es aus ärmlichen Verhältnissen zum Minister geschafft hat, ist der fleischgewordene Traum Nelson Mandelas. Noch unter dem Apartheidssystem aufgewachsen, fiel es ihm schwer zu verstehen, warum er und seine Freunde von den weißen Kindern getrennt lebten. Als Lamola seinen Schulabschluss machte, war die Apartheid bereits Geschichte. Dennoch war es nicht einfach für ihn, zu studieren. Während seine Schwester den Großteil ihres Gehalts dafür verwendete, Ronald das Jusstudium zu finanzieren, versorgten ihn seine Eltern, die auf einem Bauernhof arbeiteten, mit Essen. Sein abgeschlossenes Jusstudium macht ihn nun nicht nur zu einer Idealbesetzung für das Amt des Justizministers.

Als Politiker hat er sich auch bereits einen Namen als Mann von Prinzipien gemacht. Damals, 2011, begehrte die junge Führungsriege in Nelson Mandelas Partei ANC gegen ihren Chef und Staatspräsidenten Jacob Zuma auf. Darunter war auch Lamola als stellvertretender Vorsitzender des Exekutivkomitees der Jugendorganisation der Partei. Das Ganze endete mit der Entlassung der jungen Rebellen aus ihren Ämtern. Doch während die anderen eine neue Partei gründeten, blieb Lamola beim ANC. Denn seine politische Heimat wollte er nicht aufgeben, lediglich sie von innen verändern. Lamola machte daraufhin das, was er heute Bildungskarenz nennt. Er kehrte zu seinen juristischen Wurzeln zurück und gründete eine Anwaltskanzlei, die es durch ihre Erfolge zu beträchtlichem Renommee bringen sollte. Sein Wunsch, Partei und Land zu verändern, blieb aber stets bestehen. Und so nahm er 2016 den politischen Kampf wieder auf.

Er demonstrierte für einen Rücktritt Zumas, gegen den bis heute schwere Korruptionsvorwürfe erhoben werden. Zuma trat schließlich 2018 von seinem Amt zurück. Nach den Wahlen im Mai 2019 wurde Lamola der jüngste südafrikanische Justizminister aller Zeiten. Sein größtes deklariertes Ziel ist es, Südafrika und seine Institutionen neu aufzubauen. Und wer weiß, vielleicht wird er das eines Tages auch als Präsident versuchen.