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Charmant noch mehr Urlauber anlocken

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Nächtigungsplus in Wintersaison. | ÖW reagiert auf Kritik an Marketing. | Wien. Es war nach den Worten von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein ein "großartiger Start" in die Wintersaison und damit in das heurige Jahr für den heimischen Tourismus: Im November und Dezember 2005/06 stieg die Zahl der Nächtigungen um 4,1 Prozent auf 11,4 Mio., auch die Umsätze legten zu.


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Doch die österreichische Tourismusbranche sorgt sich trotzdem: Europa wie Österreich würden im internationalen Vergleich Marktanteile verlieren, Österreich sei zudem viel zu sehr von deutschen Gästen abhängig, die Bilanz des Sommertourismus könne jedes Jahr ins Wasser fallen, fürchtet man. Zuletzt sprach diese Furcht - und die damit verbundene Kritik - die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) aus.

Charme oder Inserat?

Schlichtweg "Werbeoffensiven" zu fordern, sei zu wenig, meinte Arthur Oberascher, Geschäftsführer der Österreich Werbung (ÖW) gestern, Dienstag, in einer Pressekonferenz. Eine Internationalisierung - ein Gästeplus aus anderen Ländern als Deutschland - erfordere "bei weitem mehr als ein paar Inserate und einen gut dotierten Marketingplan", nämlich Charme.

Diesen erklärte Oberascher im vergangenen Jahr als Weltkulturerbe schützen lassen zu wollen. Der österreichische Charme resultiere aus den Zeiten der Monarchie. Man habe einen "entspannteren Umgang mit anderen Kulturen" entwickelt - "besser als andere Destinationen". Diesen gelte es auch anzuwenden, meinte der ÖW-Chef.

Zünftig und melodiös

Ein uriger Hüttenwirt, ein altgedienter Wiener Kellner, die Stimm-Melodie, ein wenig Ironie - "das mag der, sag ich unter Anführungszeichen, strenge Deutsche und damit können wir punkten", sagt Walter Veit, der mit seiner Frau das Hotel Enzian in Obertauern führt und Landesvorsitzender der ÖHV Salzburg ist, zur "Wiener Zeitung".

In seinem Hotel sind allerdings nur mehr die Hälfte aller Gäste Deutsche. Vor zwanzig Jahren waren es noch mehr als drei Viertel. Immer mehr Urlauber kommen aus den neuen EU-Ländern. Veit erachtet deshalb nicht nur den "Charme" für die Tourismusbranche als wichtig: "Damit wir den Gast auf uns und den Charme aufmerksam machen können, brauchen wir Geld für Werbung. Und dann müssen wir mit unserem Charme oder dem Wiener Schmäh unsere Gäste gut betreuen."

Eduard Aberham, Direktor des Hotels Panhans am Semmering, versteht unter "Charme" weder das Bild vom grantelnden Kellner noch jenes vom schmähführenden Fiakerfahrer, sondern "Freundlichkeit". "Wir sind ja keine Schauspieler". Angebot, Marketing und Charme seien Teil des Ganzen. Und damit liege Österreich gar nicht schlecht: "Es soll mir niemand böse sein, aber anderen Branchen geht es wohl schlechter. Unsere legt kontinuierlich zu, von einem sehr hohen Niveau ausgehend." Zusatz: "Natürlich kann es immer noch besser gehen."