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Da hat sich Carlos Cordeiro wohl ein Eigentor geschossen: Jenes "Faktenpapier", das er am Montag herausgab, hätte eigentlich eine Charmeoffensive sein sollen, um den US-Verband in der spätestens mit dem jüngsten WM-Triumph der US-Frauen virulent gewordenen Debatte um gleiche Löhne bei Männern und Frauen im Sport als Vorreiter zu positionieren. Seht her - wir bezahlen den Frauen nicht nur dasselbe, sondern sogar mehr! - so fasst Cordeiro die Erkenntnisse der Verbandsmitarbeiter zusammen, die "eine extensive Analyse" durchgeführt hätten.
Doch der Teufel steckt im Detail des Papiers. Bei jenen 34,1 Millionen Dollar, die aus der Verbandskassa von 2010 bis 2018 an die Mitglieder des Frauenteams geflossen seien, sind die Gehälter in der US-Profiliga nämlich einfach eingerechnet, während die Männer die 26,4 Millionen Verbandszuschüsse zusätzlich zu ihrem (exorbitant höheren) Normalsalär bei ihren Klubs bekommen. Das räumt Cordeiro zwar auch ein und spricht von "unterschiedlichen Gehaltsstrukturen", die man schwer vergleichen könne - ehe er genau das tut. Nebenbei richtet er den Spielerinnen aus, dass die Männer nun einmal auch mehr Umsatz generieren und der Weltfußballverband Fifa bei ihnen mehr Geld ausschüttet.
Zumindest in diesem Punkt kann man dem Mann nicht widersprechen: Bei der Männer-WM 2018 etwa verdiente man für ein Aus in der Gruppenphase acht Millionen Dollar - und damit exakt das Doppelte der Weltmeisterinnen-Prämie 2019. Für Kritik an den Ligastrukturen und der Fifa sind die Spielerinnen halt nur die falschen Adressatinnen. Sie hätte man höchstens bei der Frage zu Rate ziehen können, wofür man das Geld, das die "extensive Analyse" verschlungen haben muss, besser hätte einsetzen können.