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Chemieriese BASF geht für Generdäpfel in Offensive

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Dimas zögert seit Monaten mit der Zulassung. | Brüssel. Dem Chemiegiganten BASF reißt langsam der Geduldsfaden. Seit Sommer 2007 liegen die Bewilligungspapiere für seinen gentechnisch veränderten Erdapfel EH92-527-1 mit dem Handelsnamen Amflora auf dem Tisch von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Doch der hat Bedenken gegen die Genknolle und unterzeichnet nicht.


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Jetzt macht BASF-Vorstandsdirektor Stefan Marcinowski Druck: Geschätzte 100 Millionen Euro im Jahr bringe Amflora der europäischen Stärkeindustrie und den Landwirten zusätzlich - weil sie gentechnisch optimiert wurde, habe sie besonders viel Stärke. Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hat wiederholt bestätigt, dass die Generdäpfel genauso so sicher seien, wie jede andere Kartoffel. Amflora müsse endlich für den kommerziellen Anbau in der EU freigegeben werden. In die Nahrungs- und Futtermittelkette wolle man die neuen Kartoffeln gar nicht einspeisen, erklärte Marcinowski am Donnerstag, es gehe ausschließlich um die industrielle Verwertung, etwa in der Papier- und Textilindustrie. Und dafür wolle BASF "bis zum Ende kämpfen".

Hohe Lizenzeinnahmen

Zwar würde die Bewilligung auf Dimas´ Tisch sehr wohl auch die Verfütterung der Amflora-Industrieabfälle an Tiere und somit den Eingang in die Futter- und Nahrungsmittelkette erlauben. Auch ist die EFSA recht umstritten, weil sie keine eigenen Labors hat und lediglich bestehende Gutachten bewertet, die ihr oft von den Herstellern selbst geschickt werden. Doch scheinen die Spielregeln in der EU eher auf Seite des Chemieriesen, nachdem die Mitgliedsstaaten vergangenen Sommer zwar keine ausreichende Mehrheit für aber auch keine gegen die Zulassung finden konnten. Hier werde geltendes EU-Recht gebrochen, erklärte Britta Stellbrink von BASF Plant Science der "Wiener Zeitung". Die Bewilligung hätte bereits im Juli 2007 erteilt werden müssen. Wenn die EU-Kommission ihrer Pflicht nicht nachkomme würden auch rechtliche Schritte geprüft. Der Chemiekonzern erwartet nach einer Anlaufphase 20 bis 30 Millionen Euro

Lizenzeinnahmen für die Genkartoffel pro Jahr.