Ein chinesischer Multimillionär hat es sich auf die Fahnen geheftet, sozial Schwächeren zu helfen. Schließlich ist Chen Guangbiao selbst in bitterarmen Verhältnissen aufgewachsen.
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Chen Guangbiao hat Geld. Viel Geld. Mit einem kolportierten Vermögen von knapp 600 Millionen Euro gehört er zu den reichsten Chinesen der Welt. Allerdings ist er nicht jemand, der seinen Besitz blind und versessen vermehrt. Im Gegenteil: Der 42-jährige Philanthrop teilt sein Geld mit Bedürftigen. In den vergangenen zehn Jahren hat er mehr als 152 Millionen Euro gespendet, die rund 700.000 Menschen zugute kamen. Allein im vergangenen Jahr hat er 36 Millionen Euro hergegeben, fast 78 Prozent der Gewinne seines Unternehmens.
Chens Credo ist es, dass mit Reichtum auch Verantwortung für jene einhergeht, die es nicht so gut getroffen haben. "Reich zu werden ist schieres Glück - deshalb sollte das Vermögen einer Person genutzt werden, um anderen zu helfen", ist er überzeugt. Diese Verantwortung für sozial Schwächere lernte er früh.
Chen weiß nur allzu gut, was es heißt, bedürftig zu sein. Er wuchs in einer bitterarmen Familie in der Provinz Anhui auf. Zwei seiner Geschwister verhungerten sogar. Trotzdem teilte seine Mutter das Wenige, das die Familie hatte, mit anderen und lud Bettler an den Esstisch der Chens, wann immer es die Situation der Familie erlaubte. Kinder aus der Nachbarschaft, deren Eltern ihnen keine Milch geben konnten, säugte Chens Mutter bereitwillig. Diese Prägung begleitete ihn ein Leben lang.
Schon als Kind zeigte sich, dass Guangbiao ein Händchen dafür hatte, Geld zu erwirtschaften. So kam er an kindlichen Maßstäben gemessen an ein kleines Vermögen, indem er alles verkaufte, was er in die Finger bekam. Schon damals zeigte sich seine soziale Prägung: Mit seinem hart erarbeiteten Geld bezahlte er das Schulgeld für ein mittelloses Nachbarskind.
Chen arbeitete stets hart und gründete schließlich als 30-Jähriger die Recycling-Firma Huangpu, die ihn zum Millionär machte. Doch die Erfahrung, die ihm die Mittellosigkeit gebracht hat, möchte er nun - zumindest teilweise - auch seinen beiden Söhnen angedeihen lassen: "Meine Eltern haben mir nichts vererbt. Ich möchte meinen Kindern auch nichts hinterlassen, außer den spirituellen Reichtum, der von der Philanthropie kommt." Und so soll sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod für karitative Zwecke gespendet werden. Chen sagt, es sei "eine Schande, mit so einem Vermögen zu sterben".
Inspiriert wurde er durch die US-Milliardäre Bill Gates und Warren Buffett, die diese Woche Peking besucht haben und ihn gemeinsam mit den 50 reichsten chinesischen Industriellen zu einem Essen einluden, um über Wohltätigkeit zu sprechen. Dass sich einige geladene Gäste weigerten, größere Spenden in Erwägung zu ziehen, konnte Chen nicht nachvollziehen: "Die glauben, ihr Reichtum gründe sich lediglich auf ihre harte Arbeit und habe nichts mit den Möglichkeiten zu tun, die ihnen ihr Land und die Gesellschaft eröffnet hat." Ein Mensch könne zufrieden mit einem Glas Wasser leben, während ein Eimer Wasser für eine Familie reiche. Doch es gebe einen Fluss, "der mit allen geteilt werden muss". Quasi als Entschädigung verkündete Chen nun, dass er hundert Unternehmer davon überzeugen konnte, ihr Geld zu spenden.