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Das europäische Weltraumteleskop nimmt erstmals Exoplaneten im Detail unter die Lupe. Nächstes Zeitfenster für den Start am Mittwochvormittag.
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Teleskope zählen Exoplaneten, wohin die Sender reichen. Immer wieder treten neue unter ihre sensiblen Antennen. Mit "Cheops" sollte Dienstagvormittag ein Weltraumteleskop ins All geschickt werden, das erstmals nicht auf Neuentdeckungen ausgerichtet ist, sondern jene Planeten näher untersucht, die schon am Radar der Wissenschaft stehen, sagt der an der Mission beteiligte Exoplanetenforscher Luca Fossati vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur "Wiener Zeitung". Der Start wurde jedoch eine Stunde und zehn Minuten vorher aufgrund eines Softwareproblems in der Rakete gestoppt.
"Es wird eine Verzögerung des Starts um mindestens 24 Stunden geben", unterbrach Otto Koudelka, Leiter des Instituts für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz ein in Graz ausgerichtetes Start-Event. Gemeinsam mit "Cheops" sollten auch der österreichische Nanosatellit OPS-SAT und weiter Sonden ins All starten. Die nächste Startmöglichkeit gibt es Mittwochvormittag.
Exoplaneten unter der Lupe
In einer Höhe von 700 Kilometern wird "Cheops" - nach geglückter Positionierung - alle 100 Minuten die Erde umkreisen, um möglichst viele Aufnahmen der anvisierten Ziele sammeln zu können. Eines davon ist 55 cancri e - ein Explanet des Doppelsternsystems Copernicus. Der als "Super-Erde" bezeichnete Himmelskörper ist etwa viermal so groß wie die Erde und achtmal so schwer, erklärt Fossati. Mit 2500 Grad Celsius sei der Planet zu heiß für Leben. Dennoch wurde bereits mit heutigen Instrumenten eine Atmosphäre nachgewiesen. Diese Tatsache "richtet sich komplett gegen unsere Modelle", sagt der Experte. Zudem scheint es zwischen 55 cancri e und seinem Heimatstern einen gegenseitigen Einfluss von Magnetismus zu geben. "Cheops" soll unter anderem diesem Rätsel auf die Spur kommen.
Größenbestimmung
Dreieinhalb Jahre lang soll das Teleskop Planeten außerhalb unseres Sonnensystems beobachten, die helle Sterne umkreisen. Die Europäische Weltraumorganisation ESA will rund 500 bereits bekannte exoplanetare Systeme genauer erforschen. Dabei soll es mithilfe der sogenannten Transitmethode hochpräzise Helligkeitsmessungen bei Sternen durchführen, wenn deren Planeten an ihnen vorbeiziehen. Diese Transitmessungen ermöglichen, ihre Größe zu ermitteln, erklärt Fossati. Das sei wichtig, um erdähnliche Planeten aufzuspüren. Denn aus deren Masse, die schon bei ersten Sichtungen ermittelt werden konnte, und deren Größe lasse sich auf ihre Dichte schließen. Die Dichte sei ein besonders wichtiger Maßstab, um Entstehung und Entwicklung, aber auch Beschaffenheit nachvollziehen zu können.
Mittels der gewonnenen Daten kann dann bestimmt werden, ob ein Planet aus Stein, Eis oder Gas besteht und wie seine Atmosphäre beschaffen ist. Die Weltraumforscher hoffen, damit mehr über sogenannte "Super-Erden" zu erfahren und deren mögliche Lebensfreundlichkeit. Als "Super-Erden" werden Gesteinsplaneten bezeichnet, die größer als die Erde, aber kleiner als Neptun sind.
Läuft die Mission erfolgreich, kommt es zu einer Verlängerung von eineinhalb Jahren. Die ersten Publikationen erwartet Fossati im Laufe des Sommers. Die Frage "Sind wir alleine im All?" werde sich wohl nicht beantworten lassen, doch "Cheops kann uns sagen, ob sich ein Planet in einer habitablen Zone befindet und ob er so groß wie die Erde ist", schildert der Forscher. Die ersten wissenschaftlichen Daten erwartet Fossati für März 2020.