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Chiles Justiz untersucht Tod General Bachelets

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Vater der ehemaligen Präsidentin starb 1974 nach Folterung im Gefängnis.


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Santiago de Chile. Nach einjähriger Untersuchung hat der chilenische Richter Mario Carroza Haftbefehl gegen die pensionierten Luftwaffenoffiziere Edgar Ceballos Jones und Ramon Caceres Jorquera ausgestellt. Den beiden Ex-Militärs wird vorgeworfen, 1974 General Alberto Bachelet, den Vater der späteren chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet, in der Kriegsakademie des Heeres derart gefoltert zu haben, dass er anschließend an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb.

Michelle Bachelet und ihre Mutter Angela Jeria wollen sich der Klage gegen die beiden Ex-Offiziere anschließen. "Ich habe die Nachricht mit großer Ruhe vernommen, weil ich jetzt glaube, dass man erwarten kann, dass die Justiz ihre Aufgabe erfüllt", sagte Jeria, als sie von den Haftbefehlen erfuhr.

Das Verfahren gegen die Folterer Bachelets war im Juni des Vorjahresin die Wege geleitet worden, als eine Gruppe von Familienangehörigen von exekutierten politischen Gefangenen eine Klage wegen des Mordes im Fall Bachelet und in 700 weiteren Fällen eingebracht hatte.

Alberto Bachelet war unmittelbar nach dem Putsch vom 11. September 1973 von den aufständischen Militärs festgenommen worden, weil er sich entschieden weigerte, beim Staatsstreich mitzumachen. Bachelet, ein enger Freund von Präsident Salvador Allende, leitete damals im Rang eines Ministers die Nationale Direktion für Versorgung und Handel, deren vordringlichste Aufgabe die Bekämpfung des Schwarzmarktes und der Hamsterwesens war. Nach einer vorläufigen Freilassung wurde er drei Tage später erneut festgenommen. Die Putschisten warfen ihm Verschwörung vor. Bachelet wurde monatelang immer wieder gefoltert bis er am 12. März 1974 51-jährig im Gefängnis von Santiago starb.