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China-Blase: "1000 Mal so schlimm wie Dubai"

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

China löste Deutschland als Exportweltmeister ab. | Spekulationen auf Firmenpleiten. | Peking/Wien. China hat Deutschland 2009 als Exportweltmeister abgelöst. Jüngsten Zahlen zufolge führte die Volksrepublik von Jänner bis November Waren im Wert von 748 Milliarden Euro aus - Deutschland exportierte hingegen Güter für 734,6 Milliarden Euro. Damit ist Chinas Anteil am Welt-Export trotz Wirtschaftskrise auf zehn Prozent gestiegen. Doch die Frage ist: Exportkaiser, wie lange noch? | Entwickelt sich China zum Zugpferd oder Todesengel?


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Derzeit mehren sich zwar aus dem Reich der Mitte die Rekordmeldungen. Etwa wurden 2009 in China um 3,1 Millionen mehr Pkw und Lastwagen verkauft als in den USA. Auch verzeichnete China um 100 Börsegänge mehr als die USA, deren Wert jene in den Vereinigten Staaten zudem um rund 25 Milliarden Euro überstiegen.

Dennoch mehren sich die Zeichen, dass China auf einen Crash zusteuert. Jüngste Warnungen kommen vom US-Hedgefonds-Manager James S. Chanos, dessen Fonds Kynikos Associates sechs Milliarden Dollar verwaltet und der bereits den Enron-Skandal vorhersagte: Das Wachstum in China sei nicht nachhaltig.

"Chinas Immobiliensektor wird mit Spekulationskapital über Wasser gehalten. Es ist 1000 Mal so schlimm wie in Dubai, oder noch schlimmer", sorgte sich Chanos im Fernsehsender CNBC. Er hegt zudem den Verdacht, Peking frisiere seine Bücher und fälsche die Angaben zu seinen Wachstumsraten von mehr als acht Prozent.

Während das Gros der Regierungen und Wirtschaftsforscher erwartet, dass China, gestützt von milliardenschweren Konjunkturpaketen, 2010 weiter wachsen wird, wettet Chanos laut Bericht bereits auf chinesische Firmenpleiten. Da Auslandsinvestitionen aber Restriktionen unterliegen, muss er sich dabei auf Beton, Kohle, Stahl und Eisenerz beschränken.

Produktion läuft heiß

Zuvor hatte Chanos bereits vor einer Überproduktion gewarnt. China laufe Gefahr, zu viele Güter zu produzieren, die es Endeffekt nicht verkaufen könne, hatte er im November zum US-Online-Magazin Politico.com gesagt. Überkapazitäten gebe es derzeit besonders bei Stahl. Und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte berechnet, dass Chinas Exportquote bis 2020 auf 17 Prozent steigen müsse, wenn es seine acht Prozent Wachstum beibehalten wolle. Um entsprechende Mengen von Stahl für den Schiffs- und Maschinenbau auf dem Weltmarkt verkaufen zu können, müsse es die Preise sinken, so der IWF - was wegen der geringen Margen schwierig sein dürfte.

Zudem wird befürchtet, dass das Konjunkturpaket und die exzessive Kreditvergabe durch die Banken eine künstliche Nachfrage schaffen - faule Kredite wären unweigerlich die Folge.