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China: Burger trifft auf Sojasauce

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Fast-Food ändert Chinas Wirtschaft und Gesundheit. | Insulin-Erzeuger wittern ihre Chance. | Wien. Wenn man 2004 nach China gereist ist, hat man vergeblich nach einem Burger King gesucht - fünf Jahre später eröffnete das US-Unternehmen seine 25. Filiale. McDonalds ist seit 1990 in China, konnte aber Kentucky Fried Chicken (KFC), das drei Jahre früher gestartet war, bis jetzt nicht den Rang ablaufen.


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Einerseits hat die Faszination für die westliche Kultur zu einem Run auf Fast-Food-Ketten geführt. Andererseits sind Burger eine billige Nahrungsalternative, die gerade in einem Land mit wachsender Einkommensschere beliebt ist.

Burger-Konsum treibt Lebensmittelpreise

Das Paradoxe ist, dass der steigende Burger-Konsum auch zu mehr Fleischkonsum und damit einem steigenden Bedarf an Getreide als Futtermittel führt, was unter anderem die billigen Burger die Lebensmittelpreise treibt.

Bei seinem jüngsten Einkauf an der US-Getreidebörse hat China selbst den Preis in die Höhe getrieben. Es war der erste Einkauf seit dem letzten Sommer, davor hatte China 15 Jahre lang kein Getreide aus den USA importieren müssen. Beobachter rechnen damit, dass der Bedarf in China stetig steigen wird. Das kann in einem Umfeld, in dem Lebensmittelpreise ohnehin schon auf Rekordniveau sind, zu weiteren Anstiegen führen. Der übermäßige Genuss von Fast Food hat in China auch zu einem rapiden Anstieg an übergewichtigen Menschen beigetragen.

Andere Ursachen sind laut dem Analysten Martin Parkhøi von der Danske Bank die Änderung der Erwerbssituation weg von Arbeiten am Bauernhof hin zu Bürojobs, die steigende Nutzung von Autos anstelle von Fahrrädern oder aber auch die Ein-Kind-Politik, die bewirkt, dass nur ein Kind von jeder Menge Verwandten verwöhnt wird.

Chinesische Diabetikerspritzen kaum Insulin

Aber warum interessiert sich ein dänischer Investmentanalyst für übergewichtige Chinesen? Die Antwort ist: Insulin. Von 92 Millionen offiziell mit Diabetes diagnostizierten Chinesen verwenden derzeit weniger als fünf Prozent Insulin - zum Vergleich: In den USA spritzen 25 Prozent der Diabetiker.

Der Insulinmarkt in China wird von den drei großen internationalen Insulinproduzenten Eli Lilly (USA), Sanofi-Aventis (Frankreich) und Novo Nordisk (Dänemark) dominiert, die Anfang 2010 zusammen mehr als 90 Prozent Marktanteil hielten. Lokale Produzenten können vor allem preislich noch nicht mit der Konkurrenz mithalten, da die künstliche Herstellung von Insulin aufwendig und teuer ist. Und Generika wird in diesem Bereich vielfach von der Bevölkerung nicht vertraut. Allerdings hat Zhuhai United Laboratories, eine Tochterfirma des in Hongkong ansässigen Pharmaziekonzerns United Laboratories, angekündigt, 152 Millionen Dollar (106 Millionen Euro) in die Entwicklung eines lokalen Insulinmarkts mit eigenen Produkten zu investieren.

Diese Investition wird sich laut einhelliger Analysten-Meinung lohnen, denn Prognosen gehen davon aus, dass China in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren ähnliche Diabetesraten haben wird wie die USA. Mit lokalen Aufklärungskampagnen durch westliche Pharmakonzerne steigt die Durchdringungsrate mit Insulin.

Dass die anstehende Gesundheitsreform in China diese Trends ändern könnte, glaubt Parkhøi nicht. Die Reform werde zwar die medizinische Versorgung auch durch den Bau von rund 1000 Spitälern verbessern, die Themen Diabetes und gesündere Ernährung seien aber nur Randthemen. Nur für aus Tieren gewonnenes Insulin habe die Regierung neue Preisvorschriften erlassen, aber das werde schon lange nicht mehr eingesetzt, so der dänische Analyst.