Förderung kann mit BIP-Wachstum nicht mithalten. | Immer mehr Strom aus Kohle. | Hongkong. (reuters) Der weltgrößte Kohle-Förderer China muss den Brennstoff in diesem Jahr möglicherweise erstmals importieren, um seine boomende Wirtschaft zu befeuern. Dies könnte den Preis für das Brennmaterial weltweit in die Höhe treiben und wird die Rivalität vor allem unter Asiens Kohle-Importeuren anheizen.
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Da China kleinere Gruben aus Gründen der Sicherheit - allein im ersten Halbjahr 2006 hatten Unfälle in Kohlengruben mehr als 2000 Todesopfer gefordert - und des Umweltschutzes schließt, kann die heimische Kohleförderung mit dem rasanten Wirtschaftswachstum von mehr als zehn Prozent nicht mehr Schritt halten.
Außerdem stößt der Bahn-Transport von den Gruben im Norden des Landes zu den Verbrauchern im Süden an seine Grenzen. Schon jetzt ist der Kohle-Verbrauch in China so hoch wie in keinem anderen Land - gut zwei Drittel des gesamten Energiebedarfs der Volksrepublik werden mit Kohle gedeckt.
"China wird in diesem Jahr unterm Strich ein Kohle-Importeur sein", zeigt sich Branchenexperte Paul Markowski von Global Research Partners in Hongkong überzeugt. Seine Einschätzung teilen viele internationale Kohle-Händler und Produzenten, auch wenn sich einer der größten chinesischen Kohle-Produzenten noch verhalten zuversichtlich zeigt: "China wird langfristig zu einem Importeur werden, aber dieses Jahr wahrscheinlich noch nicht", heißt es in Kreisen des Produzenten, der nicht genannt werden will. "Die Wirtschaft ist immer noch sehr stark - und wir brauchen Kohle, um sie am Laufen zu halten."
Seehäfen werden
bereits erweitert
China hat bereits mit einem ehrgeizigen Programm zur Erweiterung seiner Seehäfen begonnen, damit in Zukunft auch größere Schiffe ausländischer Kohleproduzenten andocken können.
Zu dem riesigen Kohlehunger Chinas trägt auch der hohe Ölpreis bei, denn viele Kraftwerke in China können sowohl Kohle als auch Öl verbrennen, um den rasant wachsenden Strombedarf der chinesischen Wirtschaft zu stillen. "Immer wenn Öl mehr als 40 Dollar pro Barrel kostet, schalten sie von Diesel auf Kohle um", erläutert Markowski. Nach offiziellen Angaben förderte China im vergangenen Jahr 2,07 Milliarden Tonnen Kohle - fast ein Drittel der gesamten Weltförderung - und damit knapp zwölf Prozent mehr als 2005. Das reicht aber nicht aus: Die Kapazität der Kohlekraftwerke wuchs im gleichen Zeitraum doppelt so schnell.
Chinas wachsender Kohle-Bedarf wird sich fast rund um den Globus bemerkbar machen. Schon jetzt profitieren etwa Produzenten in Südafrika davon, dass Kohle-Exporte aus China in den vergangenen Monaten zum Erliegen kamen. Auch indische Händler - bislang auf Lieferungen aus Südafrika und China angewiesen - berichteten erst vor kurzem, dass sie dieses Jahr keine chinesische Kohle mehr bekommen können. Ein wichtiger Lieferant Chinas wird voraussichtlich Indonesien werden, das seine Kohleförderung von Kohle heuer um zehn Prozent auf 200 Millionen Tonnen ausbauen will.
"China wird überall kaufen müssen und dabei mit Indien und Japan konkurrieren. Ich glaube, das wird ein großes Problem", sagte ein weiterer Branchenkenner. "Sie stellen nicht nur ihre Exporte nach Japan und Korea ein - sondern sie werden zu einem Rivalen von Japan und Korea."