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China - stark wie ein Ochse

Von Jasmine Kang

Gastkommentare
Jasmine Kang ist Analystin und Portfoliomanagerin des Comgest Growth China.
© Comgest

Das chinesische Wirtschaftswachstum ist schon wieder auf dem Vorkrisenniveau.


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In China beginnt am 12. Februar das Jahr des Ochsen. Auch wenn sich die Neujahrsfeierlaune wegen des Coronavirus in Grenzen halten dürfte, hat Chinas Wirtschaftswachstum schon wieder das Vorkrisenniveau erreicht: Die BIP-Zahlen für das vierte Quartal 2020 weisen einen Anstieg von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Obwohl die Pandemie nicht spurlos an Chinas Wirtschaft vorbeigegangen ist, dürfte auch der Ausblick für die chinesischen Aktienmärkte mittel- und langfristig positiv sein. Anleger sollten aber weiter mit hoher Volatilität rechnen, bis Corona endgültig ausgestanden ist. Der Appetit auf chinesische Aktien bleibt hoch. Insbesondere der Tech-Bereich gehörte 2020 zu den Anlagen mit der weltweit besten Performance, das dürfte sich heuer fortsetzen.

Chinas Wandel zu einer modernen Dienstleistungswirtschaft mit Technologieführern, effizientem Corona-Management und wachsender Mittelschicht hat den dortigen Aktienmärkten Auftrieb gegeben. Die Dynamik wurde durch einen Boom im OnlineHandel und fortschrittliche elektronische Zahlungssysteme angeheizt. Der rasche Anstieg der chinesischen Mittelschicht war ein besonderer Wachstumstreiber. Namhafte Internet-Giganten wie Tencent und NetEase haben von ihrer starken Position im chinesischen Computerspielemarkt profitiert, insbesondere während der Lockdowns. Auch der Gesundheitsmarkt hat großes Potenzial.

E-Commerce ist eine wichtige Säule des Handels in China. Mehr als 30 Prozent der Konsumeinkäufe im Land werden mittlerweile online abgewickelt - dies ist der höchste Wert weltweit. Der chinesische Online-Marktführer Alibaba legte 2020 eine lange Liste erfolgreicher Innovationen von Livestreams bis Newsfeeds vor. Während die Regulierung des digitalen Sektors wohl weiter verschärft wird, dürfte die Führung in Peking ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Regulierung anstreben. Alibaba bleibt in seiner Rolle als Internet-Innovator für Chinas Ambitionen als Hightech-Nation relevant.

Andere erwähnenswerte Konzerne der Realwirtschaft sind Chinas größter Autohersteller SAIC, dessen Aktien dank sich erholender Absätze in China gestiegen sind. Der bekannte Klima- und Haushaltsgerätehersteller Midea hat ebenfalls sowohl vom steigenden Binnenkonsum als auch von starken Exporten profitiert. Das Bond-Connect-Programm hat die Öffnung der Kapitalmärkte in eine neue Dimension geführt. Ausländische Investoren halten inzwischen rund 10 Prozent der Marktkapitalisierung festlandchinesischer Unternehmen und haben im vergangenen Jahr mehr als 50 Milliarden Dollar investiert - seit dem Start des Connect-Programms im Jahr 2014 waren es mehr als 330 Milliarden Dollar.

Mit der Unterzeichnung der "Regional Comprehensive Economic Partnership" hat China auch seinen Einfluss in der asiatisch-pazifischen Region deutlich ausgeweitet. Längerfristig sollte sich das Handelsabkommen positiv auf die Entwicklung der asiatischen Märkte auswirken, es den Schwerpunkt der Weltwirtschaft weiter in Richtung Osten verschiebt. Für China, die treibende Kraft dahinter, eröffnet sich dadurch die Chance, seinen wirtschaftlichen Einfluss in der Region weiter auszubauen.