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China und Österreich in der "Ära 4.0"

Von Zhao Bin

Gastkommentare

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In diesem Jahr begehen wir ein Jubiläum: Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Republik Österreich jährt sich zum 45. Mal.

In diesen 45 Jahren haben sich die Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Österreich stets in allen Bereichen umfassend vorwärts entwickelt. Ausgehend von der bilateralen "Ära 1.0" haben wir nun bereits Schritt für Schritt die "Ära 4.0" in den Beziehungen zwischen China und Österreich betreten.

Am 28. Mai 1971 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Republik Österreich offiziell aufgenommen. Somit befand sich die Republik Österreich unter den ersten westlichen Staaten, die mit der Volksrepublik China diplomatische Beziehungen etablierten. Für die Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Österreich begann somit die "Ära 1.0".

Mit der Reform- und Öffnungspolitik der Volksrepublik China traten die Beziehungen zwischen China und Österreich in die nächste Phase, in die "Ära 2.0" ein. Der bilaterale Austausch wurde nun fortwährend in allen Bereichen intensiviert und erweitert, in der Folge wurden unterschiedliche bilaterale Abkommen zur Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie in der Luftfahrt und im Gesundheitswesen - um nur die Wichtigsten zu nennen - unterzeichnet.

Seit den 1990er Jahren des
20. Jahrhunderts entwickelten sich die Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Österreich rasant wie auf einer Überholspur zur "Ära 3.0". Das bilaterale Handelsvolumen vergrößerte sich seit dem Jahre 1971 - dem Zeitpunkt der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen - um den Faktor 300 im Jahr 2015, und somit wurde China zum fünftgrößten Handelspartner Österreichs. Die Zahl der Ankünfte und Nächtigungen von Gästen aus der Volksrepublik China pro Jahr stieg im Jahr 2015 schon auf 700.000 Nächtigungen. Weiters wurden bis jetzt schon 18 Partnerschaften zwischen chinesischen und österreichischen Gemeinden und Städten, Bundesländern und Provinzen gegründet und etabliert.

Beziehungen vor einemneuen historischen Beginn

Im Augenblick stehen die Beziehungen zwischen China und Österreich vor einem neuen historischen Beginn, vor dem Eintritt in die "Ära 4.0". China hat soeben den 13. Fünf-Jahres-Plan verabschiedet und arbeitet mit Nachdruck an der "Made in China 2025"-Strategie. Österreich wiederum treibt seine Strategie "Industrie 4.0" nach Kräften voran, um in den Bereichen Innovationen bei Wissenschaft und Forschung, Erneuerungen bei "grünen" Technologien, Wintersport und anderen wieder eine dominierende Stellung einzunehmen.

China und Österreich sollten mit vereinten Kräften Hand in Hand das Begonnene fortführen, das Potenzial von "4.0" ganz ausschöpfen und gemeinsam daran arbeiten, dass die Beziehungen zwischen China und Österreich in ein leuchtenderes Morgen treten mögen.

Investitionen: Beide Länder, China und Österreich, haben im Bereich der Investitionen großes Entwicklungspotenzial. Erleichterungen für Investitionen beiderseits sollten forciert werden, um Unternehmen beider Länder zu unterstützen, gegenseitig Investitionen in größerem Umfang und auf höherer Ebene zu tätigen. China erweitert gerade eben im Finanzbereich graduell sein Engagement außerhalb Chinas, erst im heurigen März hat die Bank of China eine Zweigstelle in Wien eröffnet. Aber auch das österreichische Bankwesen floriert, es hat großen Einfluss auf die Finanzmärkte in Mittel- und Osteuropa. Gemeinsam könnte somit die bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit im Finanz- und Bankenbereich vertieft und erweitert werden.

Innovationen: Die chinesische Regierung forciert derzeit die "Initiative zu Marktinnovationen und Existenzgründungen in breitesten Bevölkerungskreisen", und in den Unternehmen Österreichs gibt es viele "versteckte Champions". Auf der Suche nach einem gemeinsamen Ziel könnten China und Österreich unter anderem eine gemeinsame Plattform zum Austausch von Informationen gründen, um die Zusammenarbeit von Unternehmen beider Länder zu stärken und ihre Innovationskräfte zu bündeln.

In Anbetracht der globalen Informationswelle kann auch der Internet- und Onlinehandel zwischen China und Österreich erweitert und zum Florieren gebracht werden. Beide Länder sollten alle günstigen Gelegenheiten nutzen, um innovative Ideen zu entwickeln und mit großen Anstrengungen den grenzüberschreitenden Internet- und Onlinehandel forcieren, um so die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und Österreich wieder zu einem neuen Höhepunkt zu führen.

Inspiration: Die Zusammenarbeit zwischen China und Österreich benötigt offenes Denken und große Ideen. China ging bei der Abstimmung des Internationalen Olympischen Komitees als Sieger hervor und wird im Jahr 2022 die Olympischen Winterspiele veranstalten. Österreich ist eine starke Wintersportnation.

Beide Länder könnten die Zusammenarbeit bei der Organisation von Wettbewerben, bei Ausbildung und Training, bei der Errichtung der olympischen Wettbewerbsstätten sowie im Bereich diverser Wintersportausrüstungen intensivieren. China unternimmt derzeit sein Bestes, um ein "schönes China" mit grünen Landschaften und sauberem Wasser aufzubauen. Österreich hat große Reputation als "grünes Land". Beide Länder sollten aktiv eine "grüne Partnerschaft" eingehen und eng in den Bereichen energiesparendes Bauen, saubere Energie und anderen zusammenarbeiten.

Interkultureller Austausch: China und Österreich sind beide große Kulturnationen. Interkultureller Austausch und Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern tragen zum gegenseitigen Verständnis und Freundschaft beider Völker bei. Im Vorjahr wohnte China auf Einladung als Gastland dem Internationalen Brucknerfest 2015 bei, und vor zwei Wochen veranstalteten beide Länder gemeinsam ein Symposion über Daoismus und das "Daodejing".

China und Österreich sollten weiterhin die Kooperation in den Bereichen Kultur, Bildung, Denkfabriken, Medien und Tourismus stärken, um die "heiße Phase" in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern und um den "China-Hype" in Österreich und um den "Österreich-Hype" in China ungebrochen anzufeuern.