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Chinas Bremslichter leuchten immer greller

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Europas Autobauer beginnen sich auf "wesentlich härtere Zeiten" einzustellen.


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Guangzhou/Wolfsburg. Ein schrumpfender Autoabsatz in Europa, mit teils sehr schlechten Prognosen für 2012 - und jetzt sind auch auf dem mittlerweile weltgrößten Automarkt China die rasanten Zuwächse der Vorjahre Geschichte. Wegfallende staatliche Beihilfen und der erschwerte Zugang zu Krediten für den Autokauf würden auch 2012 nur zu einem prozentual einstelligen Absatzwachstum führen, erklärten Firmenmanager und Analysten am Montag auf der Autoshow in der südchinesischen Boomtown Kanton (Guangzhou) einhellig.

Im Oktober war der Absatz in der Volksrepublik nur noch um 1,4 Prozent auf 1,22 Millionen Autos gewachsen. In den ersten zehn Monaten 2011 lag der Zuwachs damit noch bei knapp unter sechs Prozent - diese Rate werde auch für das Gesamtjahr erwartet, hieß es. 2010 war der Markt noch um ein gut ein Drittel gewachsen, im Jahr davor um fast 40 Prozent. Im kommenden Jahr dürften noch mehr Bremslichter aufleuchten: 2012 werde es nur noch einen Zuwachs von drei Prozent gegenüber den für das heurige Jahr erwarteten 18,5 Millionen Stück geben, erwarten Branchenbeobachter.

In den 27 Staaten der Euro-Zone und den drei Ländern Island, Norwegen und Schweiz war der Absatz im Oktober um 1,4 Prozent auf rund eine Million Fahrzeuge gesunken. Wichtigster Grund dafür ist die Käufer-Zurückhaltung in der Schuldenkrise vor allem in Südeuropa.

"Normalisierung" in

China wird eher begrüßt

Trotz des raueren Gegenwinds in Europa - manche Experten erwarten hier ein Schrumpfen des Automarkts um mehr als fünf Prozent, VW-Chef Martin Winterkorn erwartet nach dem Rekordjahr 2011 "wesentlich härtere Zeiten" - und der spürbaren Abkühlung in China geben sich die großen deutschen Hersteller optimistisch und werten den Wachstumsrückgang in China eher als "Beruhigung" eines überhitzten Marktes.

Europas größter Autobauer VW steigerte in den ersten zehn Monaten 2011 den Absatz auf seinem mittlerweile wichtigsten Markt China um fast 15 Prozent, der Marktanteil stieg auf knapp 19 Prozent. In diesem Jahr werde die "historische Marke" von zwei Millionen Autos überschritten, sagte VW-China-Chef Karl-Thomas Neumann. Der VW-Konzern werde im wohlhabenden Süden Chinas und in Hongkong heuer erstmals die Nummer eins. Nach dem rasanten Wachstum sei die "Normalisierung zu begrüßen": VW stoße längst an die Grenzen der Kapazität seiner Fabriken. "Für uns ist es viel besser, wenn es nicht 30 Prozent Wachstum sind", sagte der VW-China-Chef. VW wolle in China aber weiter schneller als der Markt wachsen.

Auch Mercedes zeigte sich optimistisch. Besonders das Premiumsegment werde weiter "deutlich wachsen", sagte der Daimler-Chef für Nordostasien, Ulrich Walker: Die Mittelschicht wachse rasant, es gebe "großes Potenzial" für Mercedes. "Ich gehe davon aus, dass China 2015 unser weltweit größter Pkw-Markt ist." Ein dreistelliges Wachstum wie 2010 mit mehr als 110 Prozent für Mercedes werde es in China aber wohl nicht mehr geben.