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Chinas Lohnerhöhungen als Beginn eines unaufhaltbaren Prozesses

Von Konstanze Walther

Analysen

Egal ob bei Tor, Stangenschuss oder roter Karte: Die Fußball-WM in Südafrika begleitet der Lärm der Vuvuzelas. Und davon profitiert der chinesische Export. Die Volksrepublik nimmt zwar nicht als Mannschaft an der WM teil, produziert aber fast 90 Prozent der Plastiktröten, die derzeit in Südafrika verkauft werden. | In der Spielzeughersteller-Hochburg Chenghai in der südlichen Provinz Guangdong leisteten die Mitarbeiter Überstunden, um mit mehreren Millionen Vuvuzelas der Nachfrage gerecht zu werden. Im Großhandel kostet eine Tröte rund 2 Yuan (0,24 Euro).


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Über die Gehälter jener Arbeiter, die die Vuvuzelas herstellen, ist nichts bekannt. Besonders hoch werden sie wohl nicht sein. In China machen die Löhne nur rund fünf Prozent der Produktionskosten aus. Im Vorjahr wurde der chinesische Mindestlohn eingefroren, um die Exporte zu stützen. Und das, obwohl China ohnedies international angefeindet wird, weil es seine Währung bewusst niedrig hält. Westliche Ökonomen glauben, dass der Yuan um 25 bis 40 Prozent gegenüber dem Dollar unterbewertet ist. China subventioniert damit seine Exporte. Die USA entschieden sich vor kurzem, Strafzölle auf chinesische Importe aufzuschlagen. Diese Entscheidung werde aber vor der Welthandelskomission nicht halten, prognostizieren Beobachter.

Die Unterbewertung des Yuan hält die Kaufkraft der Chinesen, vor allem jener, die auf dem Land arbeiten, gering. Wenn der iPad-Produzent Foxconn schließlich nach der globalen Empörung aufgrund der Selbstmordserie unter seinen Arbeitern die Gehälter auf einmal um imposante 66 Prozent anhebt, kann man sich ausrechnen, wie hoch die Kaufkraft der Mitarbeiter davor war.

Dabei gehen einige Ökonomen davon aus, dass nur ein erwachender Konsum in China die Weltwirtschaft aus ihren Konjunktursorgen herausholen kann. Bisher wurde die globale Wirtschaft nämlich stark von der Nachfrage der US-Konsumenten getrieben, die inzwischen aufgrund der Krise zum Sparen neigen.

Seit Donnerstagnachmittag streiken die Arbeiter eines chinesischen Zulieferers des Autobauers Toyota. Bereits am Dienstag legten die Arbeiter einer anderen Toyota-Fabrik ihre Arbeit nieder. Der Anfang Juni bestreikte Autobauer Honda hat inzwischen die Löhne um 22 Prozent aufgestockt - damit ist das Einkommen der Arbeiter auf umgerechnet 230 Euro im Monat gestiegen.

Auch wenn die aktuellen Lohnerhöhungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind - Chinas Tage als billige Werkbank der Welt sind demografisch gezählt. Ab 2015 wird die arbeitsfähige Bevölkerung abnehmen: Fairere Gehälter werden sich bei jenen Firmen, die dann nicht ins nächste Billiglohn-Land flüchten (etwa Vietnam, Bangladesch oder Indien) nicht vermeiden lassen.