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Chinatowns in Osteuropa

Von WZ-Korrespondent Denis Meraru

Wirtschaft

EU-Kandidat | Rumänien als Tor nach Europa. | Chinas Aufstieg | in europäischen | Stadtbildern sichtbar. | Bukarest . Noch ist Rumänien nicht in der Europäischen Union. Aber schon jetzt bauen chinesische Investoren das Land zu ihrem Tor nach Europa aus. In Bukarest soll bis zum Jahr 2009 für 200 Millionen Euro eine Chinatown errichtet werden.


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Das soll die erste ihrer Art in Osteuropa sein, die auf der grünen Wiese gebaut wird. Geplant sind rund 300.000 Quadratmeter Fläche, davon ein Drittel für Geschäfte. Insgesamt 3000 Läden, ein Hotel, ein Bürogebäude und 600 Wohnungen sind hier vorgesehen.

Chinesische Brücken docken in Russland an

Doch die Investitionen in Bukarest werden in den Schatten gestellt durch die chinesischen Investitionen in Russland. Allein in den "Baltischen Diamanten", die chinesische Investoren in Sankt Petersburg planen, sollen insgesamt 1,5 Milliarden Dollar investiert werden. In Moskau werden zwei Bürohochhäuser gebaut, 32 und 50 Stockwerke hoch, umgeben von chinesischen Gärten, einer Einkaufsmeile und einem Vergnügungspark.

In Bukarest wie in Russland sollen die neuen chinesischen Handelszentren Brückenköpfe für Investoren aus dem Reich der Mitte bilden - profitable Brückenköpfe.

Damit dürfte sich die Wahrnehmung der "Chinatowns" in Europa ändern. Lange waren dies Quartiere armer Einwanderer, Zentren der Prostitution und der Kriminalität. Die chinesischen Einwanderer selbst verließen diese Viertel oft bereits in der zweiten Generation. So wurden sie in Londons "Chinatown" in Soho bald durch ärmere Einwanderer ersetzt. Doch die Geschäfte blieben, und so hat London die lebendigste Chinatown Europas.

Das größte chinesische Stadtviertel in Europa befindet sich allerdings in Paris. Im 13. Arrondissement mischen sich Chinesen, Vietnamesen und Laoten mit Einwanderern aus Indonesien und Französisch-Polynesien. In Frankreich leben rund 300.000 Chinesen, mehr als in Großbritannien (250.000 Chinesen) und Deutschland (120.000). Nur in Russland leben mit ungefähr 680.000 Chinesen noch mehr Einwanderer aus dem Reich der Mitte.

Stadtteil samt Chinesischer Mauer

Doch nicht nur in Europa bauen chinesische Investoren Chinatowns der neuen Art. Das größte chinesische Handelszentrum außerhalb Chinas wurde 2004 in Dubai eingeweiht. Auf 800 Hektar gibt es nicht nur Geschäfte und Wohnungen, sondern auch eine Nachbildung der Chinesischen Mauer und eine eigene Verbotene Stadt. Nur 21 Hektar sind allein Geschäften vorbehalten.

Die Stadt in der Stadt, in der 60.000 Menschen leben, ist bereits eine Touristenattraktion geworden.

Chinas Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht dürfte bald auch in europäischen Stadtbildern so sichtbar werden wie heute McDonald´s und KFC.