Innerhalb von sieben Jahren hat es Zhang Yiming unter die Top 10 der reichsten Chinesen geschafft.
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Die App "Tiktok" ist bei Teenagern, zumal chinesischen, gerade sehr populär. Es handelt sich um ein soziales Netz, ähnlich Instagram. Doch statt Bildern werden kurze selbst gedrehte Videos mit Musik unterlegt und ins Netz gestellt. Es ist die weltweit meistinstallierte iPhone-App und wurde insgesamt rund eine Milliarde Mal heruntergeladen.
Erfunden hat sie Zhang Yiming. Der Softwareentwickler aus der südlichen Küstenprovinz Fujian hat es innerhalb kürzester Zeit unter die Top 10 der reichsten Chinesen geschafft (Platz 9). Der große Durchbruch gelang ihm 2012 mit einer anderen App - "Toutiao" -, da war Zhang gerade einmal 29 Jahre alt. Es handelt sich dabei um einen personalisierbaren Nachrichtendienst. Das Leseverhalten wird analysiert und so maßgeschneiderte News geliefert. Die Chinesen waren davon begeistert.
Im Monatsschnitt ist das Programm auf mehr als 200 Millionen Geräten installiert. Allein durch die Werbung soll jeder Nutzer rund 20 Dollar bringen. Weniger begeistert von Zhangs Apps war die chinesische Medienaufsicht. Sie sperrte "Toutiao" für drei Wochen, berichtete die Schweizer Zeitung "Le Temps". Grund sei gewesen, dass der Staat in der App eine Konkurrenz zu den öffentlichen Medien sah, die die offiziellen Nachrichten verbreiten. Zudem missfielen weitere, teils mit Toutiao verbundene Apps, über die die Nutzer gerne Zoten teilten. Zhang entschuldigte sich in einem öffentlichen Brief und versicherte, die fundamentalen sozialistischen Werte verfolgen zu wollen.
Seither läuft für ihn wieder alles reibungslos. Sein Unternehmen Bytedance, mit Hauptsitz in Peking, wird mit 75 Milliarden Dollar bewertet. Damit ist es das wertvollste Start-up der Welt und wird nach Baidu, Alibaba und Tencent als der nächste Tech-Gigant Chinas gehandelt. Zhang selbst verfügt dem Magazin "Forbes" zufolge über ein Vermögen von mehr als 16 Milliarden Dollar. Trotzdem erklärte der Sohn eines Beamten, von 450 Dollar im Monat leben zu können. Bei aller Bescheidenheit mangelt es Zhang aber nicht an einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. "Ich hoffe, ,Toutiao‘ wird eines Tages eine ebenso grenzenlose Firma wie Google sein", sagte er einmal. Als ihm Baidu - das chinesische Google - ein Übernahmeangebot machte, erklärte er schlicht, man habe wohl Käufer und Verkäufer verwechselt. Eines seiner Atouts ist Zhangs internationale Einstellung. Denn üblicherweise schaffen es chinesische Apps nicht, ihren Erfolg über die Landesgrenzen hinauszutragen.
Doch "Tiktok" wurde in Deutschland schon vier Millionen Mal heruntergeladen. Zhang hat vor zwei Jahren die französische Nachrichtenapp "News Republic" gekauft, über die er das "Toutiao"-Konzept im Westen vertreibt. Kürzlich hat sich Apple-Chef Tim Cook mit Zhang ein Stelldichein in Peking gegeben. Es werden wohl weitere Besuche aus dem Westen folgen.