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Chirac nimmt Abschied vom Elysée

Von Martin Trauth

Europaarchiv
Zwölf Jahre Präsidentschaft liegen hinter Chirac. Foto: ap

Sarkozy übernimmt das Ruder. | Paris. (afp) Jacques Chirac hat das Leben im Elysée geliebt. Während seine Vorgänger in Frankreichs Präsidentenpalast oft nur zum Arbeiten blieben, lebte Chirac sieben Tage die Woche in dem 300 Jahre alten Pracht-Bau im Herzen von Paris. Heute, Mittwoch, muss Chirac nach zwölf Amtsjahren für Nicolas Sarkozy das Feld räumen. Zuvor wird Chirac seinem Nachfolger zu Mittag noch den Geheimcode für die Mobilisierung der Atomwaffen übergeben. Dann endet seine Amtszeit.


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Über Chiracs Platz in der Geschichte dürfte noch lange gestritten werden: Er blieb wie Frankreich selbst ein ständiger Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

In 42 seiner 74 Lebensjahren hat Chirac öffentliche Ämter bekleidet. Er war nicht nur zwei Mal hintereinander Präsident, sondern auch zwei Mal Regierungschef, mehrfach Minister und 18 Jahre Bürgermeister von Paris. "Die Regierungen wechselten, ich bin mit den Möbeln geblieben", witzelte Chirac über seine politische Langlebigkeit.

Seine Anhänger beschreiben ihn als herzlich und "immer aufmerksam gegenüber anderen". Seine Gegner werfen ihm fehlende Visionen vor und sehen ihn "geschickter darin, die Macht zu erobern, als sie auszuüben". In einer Umfrage stellten 54 Prozent seiner Landsleute Chirac ein "eher schlechtes" oder "sehr schlechtes" Abschlusszeugnis aus. Für viele hat er sein 1995 beim Amtsantritt gegebenes Versprechen, die "soziale Spaltung" Frankreichs zu überwinden, nie eingelöst. Einschnitte in den Wohlfahrtsstaat schob er lange vor sich her. 2005 musste Chirac dann hilflos zusehen, wie sich in Frankreichs Vorstädten der Unmut in wochenlangen Krawallen entlud.

Außenpolitisch fuhr Chirac mit einer "unabhängigen Vision der Welt" im Kielwasser des Republikgründers Charles de Gaulle. Eines der prägendsten Ereignisse bleibt der Widerstand gegen den Irak-Krieg 2003, der ihm kurzzeitig ein Popularitätshoch bescherte. In der Europapolitik blieben Chirac ähnliche Erfolge versagt.

In der "Rente" will er nun eine Stiftung für Umwelt und einen Dialog der Kulturen gründen. Doch zuvor muss er noch einige unangenehme Gespräche hinter sich bringen: Schon im Juni könnte er von einem Richter in einer Affäre um illegale Parteienfinanzierung aus der Zeit im Pariser Rathaus vorgeladen werden, nachdem er über ein Jahrzehnt durch die Immunität des Staatsoberhauptes vor Verfolgung geschützt war.