Paris - 26 Jahre nach ihrer Gründung durch den heutigen französischen Präsidenten Jacques Chirac ist die neogaullistische Partei "Rassemblement pour la Republique" (RPR) an der Endstation ihres Daseins angelangt. Ersetzen soll sie eine "Partei des Präsidenten".
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Wie deren künftige Bezeichnung "Union pour la majorite' presidentielle" (UMP) bereits sagt, ist es ihr vorrangiges Ziel, Chirac bei der Stichwahl am 5. Mai erneut ein Mandat im Elysee-Palast und bei den darauf folgenden Parlamentswahlen eine regierungsfähige Mehrheit zu sichern.
Die UMP soll also vereinen. Die Niederlagen der Vergangenheit sollen das bürgerliche Lager zu einer neuen Strategie ermutigen. Nie wieder soll so etwas geschehen wie bei den Kommunalwahlen vom Vorjahr, als in Paris der Ex-RPR-Bürgermeister Jean Tiberi gegen den offiziellen RPR-Kandidaten Philippe Seguin, ehemaligen Präsidenten der Nationalversammlung, ins Rennen ging - Bürgermeister wurde letztendlich der Sozialist Betrand Delanoe . . . Oder wie bei den Präsidentenwahlen 1995, als der damalige RPR-Premierminister Edouard Balladur gegen den RPR-Kandidaten und Parteigründer Chirac angetreten war. Die UMP sei ein "gemeinsames Haus", das allen Anhängern des amtierenden Präsidenten offen stehe, erklärte RPR-Präsidentin Michele Alliot-Marie.
Ob dieses friedliche Zusammenleben allerdings gelingen wird, ist alles andere als sicher. Nicht nur im Lager der Liberaldemokraten (Democratie Liberale/DL) und der zentrumsbürgerlichen UDF (Union pour la Democratie Francaise), selbst in jenem der RPR wurden Kritiken vorgebracht. Sowohl Alliot-Marie als auch der ehemalige RPR-Chef Nicolas Sarkozy weigerten sich, die UMP als "Einheitspartei" der Rechten zu bezeichnen, das sich "gewisse Parteiverantwortliche weigern, dieser Partei beizutreten". Alliot-Marie spielte auf UDF-Chef Francois Bayrou und DL-Chef Alain Madelin an, die im ersten Durchgang der Präsidentenwahl am 21. April 6,8 bzw. 3,9 Prozent der Stimmen erhalten haben und ihre Autonomie beibehalten wollen.
Der Versuch, das konservative Lager in einer einzigen politischen Organisation zu vereinen, ist alles andere als neu. Bereits nach Mitterands Wahlsieg im Jahr 1981 hatte es einen derartigen Versuch gegeben. Er schlug allerdings ebenso fehl wie weitere Anläufe in den Jahren 1988, 1998 und 2001.