Rom - Neben den Vereinten Nationen ist der Papst der erste Verlierer des Irak-Krieges. Vergebens hatte Johannes Paul II. versucht, US-Präsident George W. Bush ins Gewissen zu reden und ihn von seinen Kriegsplänen abzubringen. Selbst die Mahnung, er werde sich vor Gott für die Kriegsentscheidung rechtfertigen müssen, prallte an dem Christen Bush ab. "Tiefer Schmerz" - mit diesen Worten hat der Vatikan denn auch auf die Nachricht vom Kriegsbeginn reagiert.
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Es war wohl nur ein schwacher Trost, dass US-Außenminister Colin Powell Medienberichten zufolge selbst zum Telefonhörer griff, um den Kirchenstaat über den Beginn der Angriffe zu informieren. Letztlich muss sich das 82-jährige Oberhaupt von weltweit mehr als einer Milliarde Katholiken - darunter auch eine halbe Million Iraker - wie der sprichwörtliche "einsame Rufer in der Wüste" gefühlt haben.
Erschwerend kam hinzu, dass nicht nur Bush die Worte des Papstes nicht befolgte, sondern auch eine ganze Reihe von Politikern, die als deklariert christlich gelten - unter ihnen der britische Premierminister Tony Blair, der spanische Regierungschef Jose Maria Aznar und auch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Von ihm soll Johannes Paul II. besonders enttäuscht sein.
Johannes Paul II. hat sich seit Kriegsbeginn zunächst nicht selbst zu Wort gemeldet. Erst am Samstag wurde seine erste öffentliche Stellungnahme veröffentlicht. Darin verurteilte der Papst den Krieg als "Gefahr für das Schicksal der Menschheit".
Man sei frustriert und enttäuscht darüber, dass die Stimme des Papstes nicht gehört wurde", sagte Kardinal Pio Laghi, der Bush im Auftrag des Papstes besucht hatte. Kardinal Roger Etchegaray, der im Februar nach Bagdad gereist war, sprach gar von einem "Krieg, der in einem gewissen Sinn ein Weltkrieg ist".