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Chuck Cellos Entmenschlichung

Von Edwin Baumgartner

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Typisch Chuck Cello! Chuck will immer eine Extrawurst gebraten bekommen, auch, wenn sie im konkreten Fall ein Extra-Hotdog ist. Chuck also wollte mit seiner Lebensgefährtin, einer Musikerin, mit der British Airways von Zürich nach Baltimore fliegen. Keinen Deut scherte sich Chuck freilich um sein Esta-Visum. Diese
elektronische Registrierung braucht man, wenn man sich für weniger als 90 Tage in den USA aufhält, andernfalls benötigt man ein richtiges Visum. Chuck meinte (und just so kennen wir unseren Chuck), für ihn gäbe es Sonderrechte. Doch nicht mit British Airways. Die verlangen die Einhaltung der Esta-Bestimmung von Mensch und Cello.

Das nämlich ist Chuck, also ein Cello. Die Musikerin hatte die Plätze online gebucht. Da größere Musikinstrumente einen eigenen Sitzplatz benötigen, bestellte sie den zweiten Platz - Vor- und Nachnamen angeben! - auf den Namen Chuck Cello. Wer nun aber Chuck Cello heißt, ist eine Person, und als solche darf er nur mit Esta-Visum an Bord von British-Airways-Flugzeugen in die USA.

Fairerweise sei hinzugefügt, dass es bei British Airways ein Online-Formular für die Mitnahme von Musikinstrumenten gibt und dass man es findet, wenn man gründlich danach sucht.

Musiker klagen jedenfalls immer öfter über die zunehmend unübersichtlich werdenden Bestimmungen für den Transport von Instrumenten im Flugzeug. Bisweilen scheint jede Airline ihr eigenes Süppchen zu kochen.

Chuck beispielsweise durfte am Tag darauf mit United Airlines ganz ohne Esta-Visum reisen. Er war sozusagen entmenschlicht.

Auch irgendwie tragisch.