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CIA-Agent soll Neruda vergiftet haben

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Justiz auf der Suche nach dem Mörder des Literatur-Nobelpreisträgers.


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Santiago de Chile. Fast 40 Jahre nach dem Tod des chilenischen Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda, der nur wenige Tage nach dem Putsch gegen Präsident Salvador Allende in einem Spital in Santiago de Chile gestorben war, hat der chilenische Richter Mario Carozza der Polizei den Auftrag gegeben, den mutmaßlichen Mörder festzunehmen.

Nerudas Fahrer Manuel Araya hat den ehemaligen CIA-Agenten Michael Townley als jenen Mann identifiziert, der unter dem Namen "Doktor Price" sich auf Anordnung von General Augusto Pinochet in die Klinik Santa Maria eingeschlichen hat, in der Neruda behandelt wurde und ihm dort eine tödliche Injektion verabreicht hat.

Offiziell wurde seinerzeit Prostatakrebs als Todesursache angegeben. Nerudas Witwe Mathilde Urrutia zweifelte diese Version schon unmittelbar nach dem Tod des Dichters an. Am 8. April dieses Jahres wurden die sterblichen Überreste Nerudas exhumiert. Die Untersuchungen in den USA sind noch nicht abgeschlossen.

Zum Zeitpunkt des Todes Nerudas war der CIA-Agent Michael Townley in die Operation Condor verwickelt, die in den Siebzigerjahren eine Reihe von Putschen in lateinamerikanischen Staaten unterstützte, in denen Washington einen zu starken kommunistischen Einfluss befürchtete. Townley soll auch mit der chilenischen Geheimpolizei Dina zusammengearbeitet haben und war 1975 in die Produktion des Nervengases Sarin verwickelt, die unter der Leitung des Dina-Chemikers Eugenio Berrios erfolgte. In einer Aussage vor dem Richter Alejandro Toledo hatte Townley 2006 zugegeben, dass Politiker und Militärs seinerzeit mit Sarin vergiftet worden sind. Außerdem soll Townley auch bei den Anschlägen auf Ex-Außenminister Orlando Letelier und Ex-Militärchef Carlos Prats die Hände im Spiel gehabt haben.