Erst der 11. September 2001, als dem amerikanischen Geheimdienst mögliche Hinweise auf die Terroranschläge entgingen; dann das Debakel um Massenvernichtungswaffen im Irak - die CIA steht in der Kritik. Und mit der von Präsident Bush angekündigten Untersuchung der Geheimdienstarbeit vor dem Irak-Krieg wächst der Druck noch weiter.
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Für CIA-Chef George Tenet ist es einer der schwierigsten Momente seit seinem Amtsantritt vor sechseinhalb Jahren. Noch wackelt sein Stuhl aber nicht, und Beobachter halten es trotz aller Kritik für unwahrscheinlich, dass Tenet gehen muss. Ein enger Kontakt zum Präsidenten und gute Beziehungen sowohl zu den Republikanern als auch zu den Demokraten stärken den Geheimdienstchef, auch der Loyalität seiner Mitarbeiter kann er sich relativ sicher sein. Seine Anhänger führen die Erfolge seiner Arbeit ins Feld und stellen die Frage, inwieweit Tenet für Geheimdienstfehler überhaupt verantwortlich zu machen ist. Angesichts der potenziellen Sprengkraft von Geheimdienstmaterial zum Irak-Krieg haben außerdem beide Kongressparteien ihre Gründe, warum sie im Wahlkampf den Kopf Tenets nicht rollen sehen wollen. Bushs Republikaner fürchten, eine Entlassung des CIA-Direktors könnte als Eingeständnis eines verfehlten Irak-Kurses und einer falschen Argumentation mit Massenvernichtungswaffen als Kriegsgrund gesehen werden. Die oppositionellen Demokraten hingegen betonen, dass der Geheimdienst Fehler vor dem Irak-Krieg nicht allein zu verantworten habe. Sie werfen der Regierung mögliche Manipulation vor und lehnen ein Bauernopfer Tenet ab.
Auch wenn bereits laufende Untersuchungen der Geheimdienstausschüsse von Senat und Repräsentantenhaus Tenet weiter unter Druck bringen könnten, glaubt Frederick Hitz, früherer CIA-Mitarbeiter und jetzt Dozent an der Universität Princeton, nicht an eine Entlassung des Geheimdienstchefs. Bush sei "loyal zu seinen Leuten", sagt Hitz. "Ich glaube, dass er versuchen würde, jeglichen Bruch zu vermeiden."
Der ehemalige Sicherheitsberater von Bushs Vorgänger Bill Clinton, Samuel Berger, stellt die gute Arbeit Tenets in den Vordergrund. Er könne kaum jemanden nennen, der schwierige Situationen so gut gemeistert habe wie Tenet, sagt Berger. Tenet wurde von Clinton eingesetzt und 1997 einstimmig vom Senat bestätigt.
Selbst Kritiker wie der demokratische Senator Bob Graham loben die Arbeit des CIA-Direktors. Tenet habe erstmals Stabilität in die Organisation gebracht, sagt Graham. In jüngster Zeit habe er jedoch nicht die Fähigkeit gezeigt, den Geheimdienst im Kampf gegen den Terror entsprechend zu koordinieren.
Vom Ruf nach einer Entlassung Tenets sehen die meisten dennoch ab. Ob wegen der Vorwürfe zu den Geheimdienstinformationen über den Irak personelle Konsequenzen gezogen werden müssten, sei Sache Bushs, meint die Demokratin Jane Harman. "Ich habe mehr Interesse an der Lösung der Probleme als an einer Entlassung."