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CIA-Maulwurf neben Milosevic?

Von WZ-Korrespondent Christian Wehrschütz

Europaarchiv

Enthüllungen über Ex-Chef der serbischen Geheimpolizei. | Belgrad. Jovica Stanisic, der Chef der serbischen Geheimpolizei in der Ära von Slobodan Milosevic, soll jahrelang als Agent für den amerikanischen Geheimdienst CIA gearbeitet haben. Dies behauptet nun ein Journalist in der Los Angeles Times in einem an Hinweisen reichen Artikel. Demnach soll Stanisic von 1992 bis zu seiner Absetzung als Chef der serbischen Geheimpolizei im Herbst 1998 an die CIA Schlüsselinformationen weitergeben haben.


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Stanisics Arbeitsverhältnis mit der CIA soll 1992 in einem Belgrader Park besiegelt worden sein. Damit hatte die CIA im innersten Zirkel der Macht einen Mann, der möglicherweise zunächst im Geheimen doch später auch mit Wissen von Milosevic Kontakte zu den USA unterhielt. Eine wichtige Rolle soll Stanisic gespielt haben als es galt, hunderte westliche Soldaten zu befreien, die die bosnischen Serben als Geißel hielten. Stanisic begleitete Milosevic offiziell zu den Friedensverhandlungen in Dayton durch die der Krieg in Bosnien im Jahre 1995 beendet wurde; ein Jahr später war er gut bewirteter Gast der CIA in den USA, soll er doch auch wertvolle Angaben über Waffenlage und andere Bauwerke geliefert, die serbische Firmen für Saddam Hussein im Irak errichtet hatten.

Nach dem Sturz von Slobodan Milosevic wurde es still um Stanisic; nach der Ermordung von Ministerpräsident Zoran Djindjic im März 2003 wurde Stanisic verhaftet, nach einem Monat aber wieder frei gelassen; schließlich wurde er vor fünf Jahren an das Haager Tribunal ausgeliefert; zu seinen Gunsten verfasste die CIA eine Stellungnahme, die die Richter in nicht öffentlicher Sitzung erörterten. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit wurde das Verfahren gegen Stanisic oft unterbrochen; warum und von wem seine Rolle als US-Spion jetzt enthüllt wurde, ist unklar.