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Es ist nicht lange her, da fühlte sich eine Theatergeherin gefoppt. Sie hatte Karten für "Les Misérables" in der Stadthalle und sah dort dann auch ein Musical - aber nicht den Hit aus den 80er Jahren, sondern ein gleichnamiges Stück von Esther Hilsberg. Die hat den Stoff nämlich auch vertont. Das ist völlig legal und nicht neu in der Musikgeschichte - kann eilige Kartenkäufer aber narren.
Ungleich heftiger könnte die Verwirrung unter Wiener Kindern sein. Denn die ewige Glitzerprinzessin der Herzen, Cinderella, präsentiert sich derzeit in mehreren Darreichungsformen. Da residiert "Cinderella - das Popmusical" am Wochenende in der Stadthalle F; da logiert "Cinderella", die Kinderoper, ab 28. Jänner auf der Staatsoper-Studiobühne; und da sollten die "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" im Februar ihre Magie entfalten, wurden aber auf Herbst verschoben.
Warum gerade jetzt diese Aschenputtel-Ballung? Einfache Antwort: Der Stoff zählt zu den Klassikern der Kinderunterhaltung, darum vergolden die Bühnen- und Kinobespieler damit regelmäßig ihre Bilanz. Andererseits: Vielleicht hat die aktuelle Attraktivität doch Gründe. Könnte nämlich sein, dass die Geschichte von der Aufsteigerin gerade in Zeiten der Abstiegsangst Konjunktur hat; könnte auch sein, dass der Mensch von heute überhaupt einen Narren an Aschenputtel gefressen hat, denn er wünscht sich bei Wahlen Ähnliches: ein schönes Gesicht, möglichst ohne Polit-Vergangenheit. Vielleicht ist es mit den Cinderella-Fans aber auch einfach so, dass sie an einem alten Gedanken hängen: Dass Fleiß und Lauterkeit eines Tages obsiegen. Was oft genug eine Mär ist. Aber Kindern gewiss nicht schadet.