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Classics Corner: Region Chemnitz/Zwickau feiert 100 Jahre Autobau

Von Karl Warlischek

Wirtschaft

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Wie Audi, DKW und Wanderer zu ihren Namen kamen

Mehr als 90 Veranstaltungen stehen im Jubiläumsjahr in Sachsen auf demProgramm.

Begonnen hat alles mit den beiden Mechanikern Johann Baptist Winklhofer und Richard Adolf Jaenicke, die seit 1885 in Chemnitz eine Werkstätte für Fahrräder betrieben. 1896 begann die Produktion von Fahrrädern, die unter dem Namen "Wanderer Fahrradwerke AG" ins Firmenbuch eingetragen wurde. 1902 wurde das erste Motorrad fertiggestellt, 1913 kam "Puppchen" auf den Markt, ein Kleinwagen für zwei Personen.

1904 übersiedelte August Horch mit seiner 1899 in Köln gegründeten "A.Horch & Cie. Motorenwerke AG" nach Zwickau und ließ die Firma am 10.Mai ins Handelsregister eintragen. Ebenfalls 1904 gründete der Däne Jörgen Skafte Rasmussen die Firma "Rasmussen & Ernst", die sich auf die Herstellung von Kotflügeln, Dampfkraftanlagen und Fahrzeugbeleuchtungen spezialisierte. 1907 wurde die Fabrik nach Zschopau im Erzgebirge verlegt, der Firmensitz blieb aber Chemnitz. 1916 wurden Dampfkraftwagen hergestellt, deren Bezeichnung DKW geschützt wurde. 1919 wünschte sich der Sohn von Rasmussen einen kleinen Motor. Ingenier Hugo Ruppe entwickelte daraufhin einen 18 ccm-Motor mit 0,25 PS, der den Namen "Des Knaben Wunsch" erhielt. 1920 entwickelte Ruppe einen 1 PS-Fahrrad-Hilfsmotor, "Das Kleine Wunder". 1922 waren bereits 20.000 dieser Motoren und 2.000 Motorräder verkauft. 1928 lief der erste DKW-Kleinwagen vom Band.

1909 verließ August Horch das von ihm gegründete Unternehmen und baute eine neue Fabrik, die er unter dem Namen "August Horch Motorenwerke GmbH" eintragen lassen wollte, was aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich war. Horch übersetzte seinen Namen ins lateinische (audire), und nahm die Befehlsform "Horch, Audi!" als Firmennamen. Der geniale Konstrukteur macht sich auch als Rennfahrer einen Namen und gewinnt 1911 auf einem Audi Typ B das damals schwierigste Bergrennen der Welt, die österreichische Alpenrundfahrt. 1921 präsentiert Horch das erste Auto mit serienmäßiger Linkslenkung, den Typ K. 1923 entwickelt Horch die erste hydraulische Vierradbremse sowie einen Sechszylinder mit einem damals unüblichen Ölluftfilter. 1926 präsentieren die Horch-Werke einen Achtzylinder-Reihenmotor, der das Synonym für Zuverlässigkeit und gehobene Ansprüche wurde. Ebenfalls 1910 präsentiert Wanderer den Typ W10, der zum Verkaufsschlager wurde und alle Neuerungen bot: Linkslenkung, Mehrscheibentrockenkupplung, Mittelschaltung und Vierradbremse.

DKW führt als erster Motorradhersteller die Fließbandproduktion ein und bietet Ratenzahlung an. 1931 stellen die Horch-Werke auf dem Pariser Automobilsalon ein Zwölfzylinder Sportcabriolet vor, das für Aufsehen sorgt und Horch in die Luxusklasse bringt.

DKW sorgt mit dem ersten Serienmodel mit Frontantrieb bei der Berliner Autoausstellung für eine Sensation. Die allgemeine Wirtschaftslage ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Am 29.Juni 1932 werden die Firmen Horch, Audi, DKW und Wanderer auf Betreiben der Sächsischen Staatsbank zusammengelegt, das Markenzeichen werden die vier berühmten Ringe, der Firmenname lautet Auto Union AG. 1934 gewinnt Hans Stuck auf einem "Silberpfeil" der Auto Union gleich drei Weltrekorde, den Stunden-, 200km- sowie den 100-Meilenrekord.

Bernd Rosemeyer überschreitet 1937 als Erster die 400km/h mit einem 16-Zylinder Rennwagen auf normaler Straße. 1938 dominiert Horch mit mehr als 50% Marktanteil das Luxusklassensegment in Deutschland, jedes dritte in Deutschland neu zugelassene Motorrad ist eine DKW - das bedeutet zugleich die Weltmarktführerschaft im Motorradbereich.

Während des Krieges ist die Auto Union stark in die Rüstungsindustrie eingebunden, 1945 wird das DKW-Werk abgetragen und nach Russland gebracht. August Horch kann in letzter Sekunde unter Mithilfe seines Lehrlings Edgar Friedrich fliehen. Nach dem Krieg wird in der Region Zwickau/Chemnitz der Nachfolger des DKW gebaut, der IFA.

Ab 1958 beginnt die Entwicklung des wohl legendärsten Autos, des Trabant, der ab 1963 vom Band läuft. 1973 verlässt der einmillionste "Trabi" das Werk in Zwickau, am 30.4.1991 wird dann der letzte gefertigt. Insgesamt wurden 3.690.099 hergestellt.

Ab 1990 ist in Zwickau die Volkswagen Sachsen GmbH, die mittlerweile über 7.000 Mitarbeiter hat und der größte Arbeitgeber der Region ist. 1999 verlässt der einmillionste VW Zwickau, 2001 beginnt die Karosserieproduktion für den "Phaeton", und seit 2003 werden die Karosserien für den Bentley, der ebenfalls zum VW-Konzern gehört, produziert.

Der wichtigste Termin für Oldtimer-Freunde ist das Wochenende 10.-12.September, da findet in Zwickau die Festveranstaltung "100 Jahre Automobilbau" statt, das August Horch-Museum wird eröffnet.

Alle Infos und Veranstaltungen findet man unter www.100jahre-auto.de