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Clinton-Beraterin Jennifer Laszlo unterhält gute Kontakte zu Österreich Langfristige Strategien werden immer wichtiger

Von Monika Närr, Washington

Politik

Jennifer Laszlo gehört zu den angesehensten PR-Beratern und Polit-Consultern Washingtons. Neben Präsident Bill Clinton zählen 60 Senats-und über 300 Kongressmitglieder zu ihrer Klientel, mehr als | 200 TV-Auftritte haben zu ihrem großen Bekanntheitsgrad beigetragen.


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In ihrer Firma Laszlo & Associates, Inc. bietet sie klassische PR und Pressearbeit ebenso an wie weltweite Wahlkampfberatung und -betreuung, politisches Krisenmanagement oder die Erarbeitung von

Langfrist- Strategien. Ihre Firma hat rund um den Erdball mehr Wahlen gewonnen als jede andere.

Außerhalb der USA hat sie ehemalige Ostblockländer wie Russland, Ungarn, Polen oder die Ukraine zur Zeit der großen Umbruchphase betreut. Schon 1989 arbeitete sie für Boris Jelzin und Vaclav Havel.

Karibische und südamerikanische Politiker suchen ebenso ihre Hilfe wie Israel · oder Österreich.

Wurzeln in Wien

Hier, in Wien, liegen auch ihre Wurzeln: Jennifer Laszlo, 35, ist Tochter eines Holocaust-Flüchtlings, der 1939 mit seinen Eltern nach Amerika emigrieren mußte. Und hierher ist sie im Sommer 1997

zurückgekehrt, um in der Arbeiterkammer ein zweitägiges Seminar über Öffentlichkeitsarbeit und Wahlkampfführung abzuhalten.

Christa Maurer, Pressesprecherin der Kärntner AK, lernte sie im Frühjahr 1997 bei einem Washington-Aufenthalt kennen und brachte sie zur Beratung aller Länderkammern nach Wien. Seither steht Laszlo

in regem Gedankenaustausch mit Österreich und beschäftigt sich vor allem mit Langfrist-Strategien zur besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben, flexiblen Arbeitszeiten oder mit der

Situation von Frauen in Führungspositionen.

"Aber auch der sorgfältige Umgang der Österreicher mit gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln ist etwas, was mir sehr gefällt. Dieses Bewußtsein fehlt in Amerika", so Jennifer Laszlo im Gespräch

mit der "Wiener Zeitung".

Clinton souverän in

"Monicagate" verteidigt

Der sie wenig später Prospektmaterial aushändigt, das jede europäische PR- oder Lobbying-Agentur in den Schatten stellt: Hier ein Bild mit Henry Kissinger und Colin Powell, dort eines mit Bill oder

Hillary Clinton, mit Israels Premierminister Ehud Barak oder Fotos von Live-Auftritten in CNN, FOX, CNBC oder MSNBC · wo sie zu einer Zeit, als die offiziellen Sprecher des Weißen Hauses zu

schweigen begannen, Präsident Clinton immer wieder mutig und souverän in der Causa "Monicagate" verteidigte und seine Leistungen als Präsident hervorhob.

Und es wäre nicht Amerika, würde nicht ihre · für österreichische Gegebenheiten ungewöhnliche · Berufsfreundschaft zu einem Mann weiteres Aufsehen erregen: Frank Luntz, den Republikaner und Jennifer

Laszlo, die Demokratin verbindet häufig eine enge Bürogemeinschaft. Etwa, wenn sie gemeinsam für verstärkte Patientenrechte kämpfen und siegen oder · wie vor wenigen Wochen · einen enormen Lobbying-

Erfolg im US- Kongreß erzielen. Sie konnten u.a. durch eine professionell geführte TV-Kampagne die Kürzung von Budgetgeldern für NASA-Forschungsaufträge verhindern, die der Aufrechterhaltung der

Flugsicherheit dienen.

Kontraste steigern

die Publicity

Ebenso standen sich Luntz und Laszlo in der Causa Lewinsky wiederholt als erbitterte Kontrahenten in einem harten Kampf gegenüber. Zur An- und Abreise teilten sie sich ein Taxi. Das steigert

bei den Kontrast liebenden Amerikanern nicht zuletzt die Publicity.

"In einer anderen Firma", so die angesehene Politberaterin, "werde ich nie Vorstandsvorsitzende sein. Erstens, weil ich eine Frau bin, zweitens, weil ich Jüdin bin. So blieb mir nur der Weg, eine

eigene Firma zu gründen", blickt die Absolventin der Studienrichtungen Internationale Beziehungen und Judaistik an der Emory University in Atlanta auf knapp zehn erfolgreiche Jahre als Firmenchefin

in einem nach wie vor männerdominierten Berufsfeld zurück.

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