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Clinton-Juroren "normalerweise" als Geschworene nicht geeignet

Von Gabriele Chwallek

Politik

Washington · Patrick J. Leahy hatte Tränen in den Augen, als das Impeachment-Verfahren gegen Präsident Bill Clinton begann. Die Bürde der anstehenden Entscheidung, die | Geschichtsträchtigkeit des Ereignisses holten den 58jährigen aus Vermont ein. Leahy ist Senator und damit einer der 100 Geschworenen, in deren Händen das Schicksal des Präsidenten liegt. Der Prozeß | gegen den ersten Mann der USA hat die 55 republikanischen und 45 demokratischen Mitglieder der kleineren Kammer des US-Kongresses in eine Rolle gebracht, die sich wohl keiner von ihnen erträumt hat.


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Dabei ist eines sicher: Wäre es ein üblicher Straf- oder Zivilprozeß, wäre keiner der 100 auf der Juroren-Bank gelandet. Denn sie alle weisen jene Handicaps auf, die normalerweise eine

Geschworenentätigkeit verbieten. Alle kennen den Angeklagten, sind entweder mit ihm befreundet oder mögen ihn nicht, haben mit ihm zusammengearbeitet oder gegen ihn agiert, und wußten schon vor dem

Verfahrensbeginn praktisch alles über den Fall, was es zu wissen gibt.

Sie alle haben zwar unter Eid den Willen bekundet, unparteiisch zu urteilen, aber bei den meisten kann man davon ausgehen, daß ihre Entscheidung schon feststeht.

Sieben Senatoren in

Vorwoche Clintons Gäste

Erst letzten Montag haben sieben Senatoren · sechs davon Demokraten · ausgiebig zusammen mit dem Angeklagten gefeiert. Sie waren Gäste im Weißen Haus, als Clinton zu Ehren des argentinischen

Präsidenten Carlos Menem eine Tango-Party gab.

Senatorin Barbara Boxer ist sogar mehr als eine enge Parteifreundin Clintons: Sie ist mit ihm verwandt. Ihre Tochter Nicole hat Hillary Clintons Bruder Tony Rodham geheiratet. Als Boxers Ehemann

kürzlich 60 wurde, kam auch das "Erste Paar" im Staate zur Geburtstagsfeier.

Trotzdem beteuert Boxer, daß sie im Impeachment-Verfahren auf keinem Auge blind sei · jedenfalls nicht mehr als ihre Geschworenenkollegen, von denen die einen mit dem Präsidenten und die anderen mit

Clinton-Ankläger Kenneth Starr Golf gespielt hätten.

Und dann gibt es den Fall Asa Hutchinson. Er gehört zu den 13 republikanischen Anklägern, sein Bruder Tim zu den Senatoren. Die beiden sind Parteikollegen und teilen sich eine Wohnung im Washingtoner

Raum. Aber damit noch nicht genug. Asa Hutchinson hat jenes Mandat im Repräsentantenhaus inne, um das sich Clinton in jungen Jahren selbst einmal vergeblich bemüht hatte. Und als Staatsanwalt in

Arkansas machte er einst Präsidentenbruder Roger Clinton wegen Drogenbesitzes den Prozeß.

Senat ist Hochburg

der reichen Weißen

55 der Senatoren sind übrigens, wie Hutchinson, Juristen und ein Viertel Geschäftsleute oder frühere Bankiers. Dutzende können sich als Millionäre bezeichnen. Das Durchschnittsalter liegt bei 58,3

Jahren, und es gibt nur acht Frauen in der illustren Runde, die fast ganz aus Weißen besteht. Weder Afro-Amerikaner noch Hispanier haben den Sprung in den derzeitigen Senat geschafft.

Zwei der Senatoren haben in Sachen Clinton-Impeachment schon einmal eine bedeutende Rolle gespielt. Die beiden Republikaner waren noch Abgeordnete, als im Repräsentantenhaus über die Einleitung des

Verfahrens abgestimmt wurde. Inzwischen in die andere Kammer gerückt, liegt nun auch das endgültige Urteil mit in ihren Händen. Ein dritter Neuling aus New York wurde im November mit kräftiger Hilfe

von First Lady Hillary Clinton zum Senator gewählt: Sie kam gleich vier Mal zur Unterstützung in den Wahlbezirk von Charles Schumer.

Der Demokrat dürfte es den Clintons gleich dreimal danken. Im Dezember votierte Schumer als Mitglied des Rechtsausschusses des Repräsentantenhauses gegen eine Impeachment-Empfehlung. Danach stimmte

er auch in der voll besetzten Kammer gegen ein Verfahren. Jetzt hat er als Senator die Gelegenheit zum dritten Votum zugunsten von Clinton.

Vorwürfe "ein Berg

von Kuhmist"

In jüngster Zeit haben sich die meisten Senatoren vor öffentlichen Stellungnahmen über ihre Position gehütet. Aber bevor es überhaupt zum Verfahren kam, haben viele klargemacht, wo sie stehen.

Dazu gehört der Demokrat Tom Harkin, der sämtliche Vorwürfe gegen Clinton als einen "Berg von Kuhmist" bezeichnete.dpa