Ab dem Wintersemester 2001/2002 müssen Studenten in Österreich einen Studienbeitrag von 5.000 Schilling pro Semester leisten, so der Regierungsbeschluss. Gegner kritisieren, dass das Universitätssystem hier zu Lande das Geld nicht wert sei. Was haben andere Länder zu bieten, in denen Studiengebühren längst eingeführt wurden? An englischen Campusuniversitäten kann man etwa nebenbei Schatzmeister oder Organisator werden. Das ist bei Bewerbungen oft entscheidend. Der Haken an der Sache: Das System kostet sehr viel Geld.
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"F*** Tuition Fees!" So die Aufschrift auf vielen Transparenten bei einer Großdemonstration von Studenten in London gegen Studiengebühren letzten Oktober. Mit Bussen waren die Studenten aus der ganzen Umgebung zur Kundgebung gekarrt worden, um mit Schildern bewaffnet ihren Weg durch die Stadt anzutreten.
Seit 1998 werden in Großbritannien an öffentlichen Universitäten Studiengebühren eingehoben. Um die hohen, obwohl sozial gestaffelten, Gebühren zahlen zu können, nehmen die meisten Studenten einen staatlichen Kredit auf, den sie dann später zurückzahlen. Nicht allen gelingt das allerdings.
Am Royal Holloway und Bedford New College der University of London, wo ich letztes Jahr für zehn Monate studiert habe, müssen Studenten umgerechnet 32.000 Schilling pro Jahr für ihre Ausbildung bezahlen. Dazu kommen noch hohe Lebenserhaltungskosten und teure Studentenheime: Etwa 5.000 Schilling pro Monat kostet ein Zimmer ohne Küche, Bad und WC am Gang.
Viele sind der Ansicht, dass englische Universitäten praxisnaher und vor allem effizienter als die österreichischen Institutionen sind. Das wichtigste Argument war bisher die Studiendauer. Nun besteht aber auch in Österreich die Möglichkeit, in einigen Studienrichtungen nach drei Jahren den Bachelor-Grad zu erlangen (siehe auch den untenstehenden Bericht). Für den Master - mit unserem Magister-Titel gleichzusetzen - muss man auch in England vier Jahre studieren. Den Doktorgrad kann man nach einem weiteren Jahr erlangen. Entscheidend für die tatsächliche Studiendauer sind aber die Zulassungsbeschränkungen.
Studium erinnert an Schule
Durch strenge Aufnahmeprüfungen und -interviews wird in England gewährleistet, dass nicht zu viele Studenten ein Studienjahr beginnen. Es gibt kaum überfüllte Hörsäle, und das Studium selbst erinnert an Schule: kleine Klassen, Hausaufgaben, Leselisten, Referate. Ein Massenandrang zu Pflichtveranstaltungen wird durch eine frühe Spezialisierung der Studenten weitgehend unterbunden. So muss sich zum Beispiel ein Geschichtsstudent nie mit dem Mittelalter befassen, wenn er nicht will.
Je nach Ansichtssache ist das Vermeidung unnötiger Lerninhalte - oder aber Eingleisigkeit durch zu hohe Spezialisierung. In jedem Fall ist das Niveau der Allgemeinbildung in England niedriger als in Österreich.
Auch wenn man das englische Studiensystem nicht über das österreichische stellen will, so bietet das dortige Campusleben, das in der Finanzierung sehr teuer ist, dennoch besondere Möglichkeiten.
Schi fahren auf Matten
Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Clubs und Vereine. Wie etwa am Royal Holloway College ein Mathe-Club, eine Dance-Society, ein Chor-Verein, ein Schach- und ein Theaterclub, eine Diskutiergesellschaft, ein Chemieclub sowie diverse Sportvereine, von Badminton über Karate bis hin zu Schi fahren - wegen des Klimas allerdings auf Matten. Natürlich gehören auf einen Campus auch Juxverbände wie die "Pub Crawler Society", deren einziges Motto darin besteht, möglichst viele Pubs pro Nacht zu besuchen und dementsprechend viel zu trinken.
Die Clubs erfreuen sich großer Beliebtheit, und durch großzügige Förderungen von Seiten der Studentenvertretung und der Universität können auch kleine Vereine überleben. Vor allem die Sportverbände haben ein hohes Niveau. Da alle Spieler am Campus wohnen, kann mehrmals pro Woche trainiert werden. Nicht selten werden Nachwuchsspieler an Universitäten entdeckt.
Berufserfahrung als Mannschaftskapitän
In den Clubs lässt sich außerdem gut Berufserfahrung sammeln. Mannschaftskapitän, Schatzmeister, Trainer, Clubleiter kann jeder werden, der sich traut und der glaubt, etwas vom Metier zu verstehen. Im Lebenslauf wird oft speziell auf solche Positionen geschaut. Die Absolventen fühlen sich so ihrer Universität verbunden.
In Österreich identifizieren sich Studierende nur selten mit ihrer Universität. Es gibt zwar Sportclubs, aber nur wenige Spieler und kaum Wettkämpfe. Sonstige Vereine werden nur selten gefördert und sind somit rar. Nach den Vorlesungen verlassen die meisten Studenten fluchtartig die überfüllten Hörsäle. Gemeinsam ärgert man sich mitunter über entfallene Prüfungen und gestrichene Vorlesungen. Ein Teil des Flairs, der an österreichischen Universitäten herrscht. Aber dafür zahlen?